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Spielzeit 22/23: RADIKALITÄT UND SANFTHEIT

Die Spielzeit 2022/23 widmet sich dem vermeintlich widersprüchlichen Begriffspaar Radikalität und Sanftheit. Doch könnte es gerade jetzt nützlich sein, das Aushalten von Widersprüchen, Paradoxien und Dilemmata zu trainieren, um der aktuellen Erschütterung unserer vertrauten Ordnungen besser begegnen zu können. 

Momentan scheint alles zur Disposition zu stehen. Ein Gespräch über Ästhetik wirkt seltsam anachronistisch und die spielerische Demontage und Dekonstruktion von Realität auf der Bühne merkwürdig unangemessen. Mit Radikalität und Sanftheit will sich das STM den neuen Realitäten stellen, Toleranz üben und weiterhin alternative Sichtweisen und Möglichkeiten ins Spiel bringen.

Eröffnet wurde die Spielzeit 2022/23 mit einer Theaterfassung des Bestsellerromans ÜBER MENSCHEN von Juli Zeh in einer Inszenierung von Ulrich Greb, in dem es um das Aufeinandertreffen einer linksliberalen Großstädterin mit dem rechtsextremen Mlieu in einem brandenburgischen Dorf geht. Im Anschluss an jede Vorstellung stellten sich Team und Ensemble der Diskussion mit dem Publikum zu dem gezielt auch Gäst*innen eingeladen wurden, die mit rechter Gewalt am Niederrhein in Berührung gekommen sind. 
Für die Uraufführung von Rosa von Praunheims anarchisch-musikalischer Groteske ZWEI FLEISCHFACHVERKÄUFERINNEN kam der junge Regisseur und Folkwang- Absolvent Damian Popp zum ersten Mal ans Schlosstheater Moers. Zusammen mit dem Musiker Jonas Schilling und der Bühnen- und Kostümbildnerin Tanja Maderner linszenierte er eine rasante Komödie, in der in Sekundenschnelle existentieller Tiefgang mit launig-ver“sau“ter Gute-Laune-Unterhaltung wechselten und das Publikum aus der Corona-Dumpfheit riss. Der nachtkritik-Kritiker Sascha Westphal formulierte: „Rosa von Praunheim, Damian Popp und das Ensemble [erweisen der Schönheit des Lebens] mit einer ungeheuren spielerischen Leichtigkeit und der Anarchie eines geradezu magischen Widerstandsgeistes ihre Reverenz.“
In der Kapelle waren die Besucher*innen in dem musikalischen Projekt von Schauspielerin und Sängerin Emily Klinge und Musiker Bernd Thiele eingeladen, sich spielerisch mit großen moralischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Unter dem Motto SEIN ODER GUT SEIN warf das musikalische Tochter-Vater-Duo einen Blick auf die Natur des Menschen und präsentierte in der Kapelle einen musikalisch und gesanglich außergewöhnlichen Abend. 
Für das Kinder- und Familienstück wurde der Autor & Regisseur Thorsten Bihegue gewonnen, das Märchen RAPUNZEL der Gebrüder Grimm umzuschreiben und zu inszenieren. Rollenklischees, veraltete Geschlechterbilder, Ansichten und Vorurteile wurden genüsslich auf den Kopf gestellt. Die Uraufführung fand für Familien, Kitas und Schulgruppen im Katholischen Jugendheim St. Barbara in Moers-Meerbeck statt und erzielte einen Publikumsrekord. 
Auch in der kleinsten Spielstätte, dem Pulverhaus, gab es in dieser Spielzeit eine Produktion. Viola Köster inszenierte Soeren Voimas Dramatisierung von Jack Londons bekanntem Abenteuerroman RUF DER WILDNIS über den skrupellosen Goldrausch in Alaska um 1900 für unsere Zeit. Die Parabel auf die zerstörerischen und brutalen Mechanismen des Kapitalismus, aus denen sich Menschen, einmal zu Arbeitstieren verformt, kaum noch befreien können, war immer ausverkauft. 

Welche Bedeutung hat der Tod für das Leben? Seit der Antike ist der Umgang mit der eigenen Endlichkeit ein Thema, das in der Kunst, der Philosophie und den Naturwissenschaften verhandelt wird. Das angemessene Abschiednehmen steht dagegen selten im Fokus. Wie können wir die Trennung durch den Tod gestalten und verarbeiten? Sind Menschen durch digitale Doppelgänger ersetzbar? Diese Fragen stellen sich gerade in einer Zeit der – wie es in Fachkreisen ausgedrückt wird – „Übersterblichkeit“ wie in der Coronapandemie. In der Inszenierung #VERGISSMEINNICHT von Sandra Höhne und Ulrich Greb befasste sich das Ensemble mit den Themen Sterben, Tod und Trauer in einer digitalen Welt. 
Teil des Projektes war ein umfangreiches Rahmenprogramm, das in der Spielzeit 2023/24 fortgeführt wird. Vorträge und Diskussionen über die Rechtslage des assistierten Suizids, Diskurse über Trauerbewältigung, Trauerrituale in außereuropäischen Kulturen werden weitere Programmpunkte bilden. Die Ausstellung I AM NOT MY BODY der Künstlerin Vanesa Abajo Peréz wurde und wird in Moers und im Niederrheinischen Freilichtmuseum gezeigt. Für das Bürgerbeteiligungsprojekt JENSEITS VON MOERS führen Studierende der Universität Duisburg-Essen Interviews mit Bürgerinnen und Bürger aus der Region über ihre Jenseitsvorstellungen. Aus den Gesprächen erarbeitet das Ensemble für die kommende Spielzeit eine Szenische Lesung, die im Schlosstheater und im Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath zu sehen sein wird. Auch eine Buchpublikation ist geplant. 

Das Regieteam Susanne Zaun und Leander Ripchinsky nahm sich in der Inszenierung LOLITA des berühmtesten Romans des russisch-amerikanischen Schriftstellers Vladimir Nabokov an. Die skandalträchtige und vielschichtig obsessive, pädophile Beziehung zwischen einem alternden Schriftsteller und einem zwölfjährigen Mädchen wird aus der Perspektive der überlebenden Lolita erzählt, die anders als ihr literarisches Vorbild nicht mit 18 Jahren im Kindbett starb. 
Ensemblemitglied Roman Mucha gab mit DER KELLER von Thomas Bernhard sein Abschiedssolo in der Kapelle. Mucha führte zusammen mit Viola Köster Regie. Die wahnwitzige autobiographische Erzählung über einen Menschen, der aus seinem bisherigen Leben aussteigt, um „in die entgegengesetzte Richtung“ weiterzugehen wurde zu einer schauspielerischen Meisterleistung von Roman Mucha. 
Roman Mucha erhält für seine Leistungen im STM den NRW Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler 2023.
Auch das Ensemblemitglied Georg Grohmann entwickelte zum Spielzeitende eine Szenische Lesung für das Studio des Schlosstheaters. Der ehemalige Student der Theologie nahm sich Baháʼu'lláhs DIE SIEBEN TÄLER aus dem 19. Jahrhundert vor und überführte den Text in einen spirituellen Abend über Frieden und die Möglichkeit der Verständigung über alle Glaubensgrenzen hinweg. Begleitet wurde er dabei von seiner Frau Lilit Grohmann-Khachatryan an der Geige und der Stimme von Ensemblekollegin Emily Klinge. 

über menschen | ZWEI FLEISCHFACHVERKÄUFERINNEN (UA) | sein oder gut sein – Ein musikalisches Projekt | Rapunzel | Ruf der Wildnis |
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über menschen

 

über menschen

VON JULI ZEH
BÜHNENFASSUNG VON ULRICH GREB UND VIOLA KÖSTER

 

 

Team

Mit:  
Joanne Gläsel 
Georg Grohmann
Matthias Heße
Emily Klinge 
Roman Mucha 

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne & Kostüme: Birgit Angele
Video: Felix Hecker
Dramaturgie: Viola Köster

Premiere: 02.09.2022, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Dora, Großstädterin und Geschichtenerfinderin in einer Berliner PR-Agentur ist mit Robert zusammen, der sich im Laufe der Pandemie als fundamentalistischer Kämpfer, gleichermaßen gegen den Klimawandel als auch gegen das Virus, entpuppt. Dora wird es zu eng in ihrer gemeinsamen Wohnung und so flieht sie zusammen mit ihrem Hund Jochen nach Bracken, einem Dorf in Brandenburg. Zwischen Saatkartoffeln und Homeoffice lernt sie ihren Nachbarn Gote kennen, der sich selbst als Dorfnazi vorstellt und nicht nur ein Menschenleben auf dem Gewissen hat. Trotzdem entsteht eine Freundschaft zwischen Dora und Gote über alle ideologischen Gräben und Vorurteile hinweg.

Geht das? Darf man das? Oder muss man sogar mit „Rechten reden“? Wo verläuft die Grenze zwischen nachbarschaftlichem Arrangement und gefährlicher Liebschaft? Zwischen Toleranz und Verharmlosung? Und warum lässt Dora sich eigentlich auf Gote ein?

Juli Zeh, Bestsellerautorin und ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht in Brandenburg, lebt selbst in einem Dorf und weiß um die Konfliktlinien, die sich auftun ebenso, wie um diejenigen, die verschwinden, wenn man die „Anderen“nicht mehr nur aus der Ferne beurteilt, sondern mit ihnen in nächster Nähe zusammenlebt. Nach „UnterLeuten“ hat sie mit „Über Menschen“ einen Roman geschrieben, der unsere direkte, pandemie- und krisengeschüttelte Gegenwart daraufhin ausleuchtet, wie sich Klassismus und Rassismus zu ...

 

über menschen

... einem bedenklichen Gemisch vereinigen, das längst die sogenannte „Mitte der Gesellschaft“ erreicht hat.

Auf erfrischend provokative Weise fordert „Über Menschen“ dazu heraus, die eigenen ideologischen Wohlfühlzonen zu hinterfragen und darüber nachzudenken, wie sich der zwischenmenschliche Faden vielleicht wieder aufnehmen lässt, um ein Netz damit zu stricken, das die Vielen hält, auch unfeine Unterschiede aushält und die, die es brauchen, auffängt. Denn, wie es die Autorin schreibt: „Mit ein paar Leuten ist alles leicht. Das ist es, was ihr vergessen habt.“

In der Regie von Ulrich Greb lotet das Ensemble des Schlosstheaters die Grenzen des Sagbaren und Machbaren aus, balanciert auf ihnen und kippt sie ins Menschliche.

über menschen

Die Zuschauer sitzen an zwei Seiten um die Spielfläche, auf der sechs Tische zusammen geschoben sind. Um die herum wirbeln die fünf Akteure, die das Team einer Werbeagentur darstellen, das für eine neue Öko-Jeans werben soll und mit einem fiktiven brandenburgischen Dorf spielt und mit dem Markennamen „Gutmensch!“ Stetes Mitdenken ist gefordert. Ein 90-Minüter mit pausenlosem Textfluss und eingestreuten Actionszenen, in denen vom Sitzhocker-Rennen rings um den Agenturtisch bis hin zum Einsatz von Theaterblut und vor allem schwarzer Farbe viele Register gezogen werden für einen fordernden Theaterabend.
(Stephan Hermsen, NRZ)

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Der Einsatz von Multimedia, im Theater nicht neu, aber hier auf die Spitze getrieben. Die Akteure filmen, montieren und schneiden die Filmhandlung direkt live auf der Bühne. Aufwendig mit Animation, Modellen und Mehrfachbelichtung. Haltung zeigen und gleichzeitig offen bleiben für Gespräche. Wie umgehen mit Grenzüberschreitungen der Rechten? Gewalt gegen Andersdenkende lässt sich nicht einfach mit Nachbarschaftsgesprächen am Gartenzaun weglächeln.
(Christof Boy, WDR Westart)

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Wie in einer überdrehten Leseprobe nimmt das Schlosstheater den Romantext, wirft sich die Sätze zu und schnappt Wörter auf, die geeignet erscheinen, die Bilder eines Werbespots für „Bracken, Brandenburg“ zu unterlegen. Auf den Zeichentischen in der Bühnenmitte werden dabei die Bilder des Clips gebaut und an die Schlosswände geworfen. Es ist schon atemberaubend, was die redenden, spielenden, drehstuhlscatenden und sich dabei filmenden fünf Darsteller alles leisten, dreimal so groß ist das Team hinter den Kulissen.
(Thomas Warnecke, Extratipp am Sonntag)

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ZWEI FLEISCHFACHVERKÄUFERINNEN (UA)

zwei fleischfachverkäuferinnen (UA)

VON ROSA VON PRAUNHEIM

Team

Mit: 
Matthias Heße 
Emily Klinge 
Roman Mucha

Inszenierung und Bühne: Damian Popp
Musik: Jonas Schilling
Kostüme und Bühne: Tanja Maderner
Dramaturgie: Viola Köster

Premiere: 14. Oktober 2022, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

„Ich zerlege alles, auch meine Großmutter“, sagt Zarah Chi Chi und übertreibt damit keineswegs. In Rosa von Praunheims „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ kommt alles in die Wurst, außer Räuber und Wölfe. Denn sonst ginge es den beiden Fleischfachverkäuferinnen Karina und Zarah Chi Chi ja selbst an den Kragen…
Seit 10 Jahren betreiben K und Z ein Fleischereifachgeschäft, führen eine Hassliebesbeziehung, in der die Erotik durch Streit und Konflikt am Leben gehalten wird und gehen ansonsten den verschiedensten Betätigungen nach. Zum Beispiel Banküberfällen, Südseereisen und dem Operettenspiel. Doch immer, wenn die mysteriöse Frau Müller in ihren mannigfachen Kostümen zur Tür hereinkommt, gerät ihr ungeordnet-geordnetes Leben aus den Fugen…
Zwischen Varieté und Groteske changierend schreibt Rosa von Praunheim mit „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ ein unterhaltsames Musiktheaterstück, das vor Anarchie und absurd-deftigem Humor strotzt. Doch unter der blutig-fröhlichen Oberfläche verbergen sich durchaus auch ernsthafte Themen wie das Machtverhältnis zwischen Mensch und Tier, Mensch und Mensch und die Arbeits- und Konsumverhältnisse zwischen Schlachthof und Supermarkt. Denn ist es nicht in Wahrheit so, dass wir ...

 

zwei fleischfachverkäuferinnen

... alle täglich über Leichen gehen und uns gar nichts dabei denken? 
Nach Liebe und Leben lechzend und sich dabei selbst verbrauchend quasseln und singen sich Karina und Zarah Chi Chi dem Untergang entgegen… Doch: „Ich fürchte mich nicht vor dem Tod“, sagt die eine, „im Gegenteil, ich freue mich auf ein luxuriöses Leben im Paradies.“
Der Regisseur Damian Popp inszeniert zum ersten Mal am Schlosstheater und wird sich zusammen mit dem Musiker Jonas Schilling und dem Ensemble diesem lustvollen Text des Kultautors Rosa von Praunheim stellen.

zwei fleischfachverkäuferinnen

So eine Uraufführung erlebt man nicht alle Tage: Das Schlosstheater Moers lässt gnadenlos die sprichwörtliche Sau raus. Damian Popp hat bei seinem Moerser Regie-Debüt diesen mitreißenden, herrlich intelligenten Riesenblödsinn kongenialisch und lustvoll in Szene gesetzt. Der ungeheure Reiz von Praunheims scheinbarem Nonsens-Stück voller Nicht-Handlung, das von einem Diskurstext oder einem dramatisierten Manifest gar nicht weiter entfernt sein könnte, liegt im konsequent überspielten Subtext. Unter der blutig-fröhlichen Oberfläche lassen sich dann ernsthafte Themen ausmachen, wie das Verhältnis Mensch-Tier, die Arbeitsverhältnisse im Schlachthof oder die Abhängigkeit von der Politik der Supermärkte und Discounter. Und natürlich geht es um die ewige Sehnsucht des Menschen nach Liebe, Glück, Geborgenheit. 
(Wolfgang Platzeck, WAZ)

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Kalauer und Nonsens gehen unvermittelt über in ernsthafte Reflexionen über Liebe und die Schuld, die das Verarbeiten von Tieren zu Wurst mit sich bringt, weichen dann aber sofort wieder wilden Albernheiten. Diesen dauernden Stimmungswechseln begegnet Damian Popp mit einer Geschwindigkeit, die das Absurde absurd selbstverständlich erscheinen lässt, und mit einer ansteckenden Lust an Spiel und Spielereien. Ganz am Ende des Stücks, Frau Müller (Roman Mucha) ist zum zweiten Mal in den Orkus gefahren, singen Matthias Heße und Emily Klinge im Duett: „Die Schönheit des Lebens / Ist nicht zu ertragen.“ Und eben dieser unerträglichen Schönheit erweisen Rosa von Praunheim, Damian Popp und das Ensemble mit einer ungeheuren spielerischen Leichtigkeit und der Anarchie eines geradezu magischen Widerstandsgeistes ihre Reverenz. 
(Sascha Westphal, nachtkritik)

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sein oder gut sein – Ein musikalisches Projekt

sein oder gut sein - ein musikalisches Projekt

VON UND MIT EMILY KLINGE UND BERND THIELE

Team

Mit:
Emily Klinge
Bernd Thiele

Idee & Konzept:  Emily Klinge |  Bernd Thiele
Arrangements & Komposition: Bernd Thiele
Video & Bühne:  Emily Klinge

Premiere: 04. November 2022, Kapelle

 

 

Fotos: Bettina Engel-Albustin

Eine radikale Idee. Eine Idee, die Widerstand und Kopfschütteln auslöst. Eine Idee die nicht zu Kriegen, Krisen und Pandemien passt, aber die in der Lage ist, unser Menschen- und Weltbild zu revolutionieren: Die Idee, dass die meisten Menschen „im Grunde gut“ sind und sich nach Kooperation und Zusammenhalt sehnen. Inspiriert von Rutger Bregmans Buch „Im Grunde gut“ setzt sich das Tochter-Vater Duo, das sich aus der Schauspielerin und Sängerin Emily Klinge und dem Musiker Bernd Thiele zusammensetzt, mit dieser Idee auseinander. Und was wäre dafür besser geeignet als Musik, die direkt ins Herz zielt? Mit Covern und Bearbeitungen von u.a. Einstürzende Neubauten, Louis Armstrong, Swans, Jack Johnson, Florence and the Machine, Brian Eno, Youn Sun Nah und Funny van Dannen sowie eigenen Stücken gehen die beiden ans Werk. Bernd Thiele spielt Keyboard, Gitarre, Bassklarinette und TamTam und holt mit elektronischen Sounds eine ganze Band auf die Bühne. Emily Klinge, Schauspielerin am Schlosstheater Moers und dort bekannt für Ihre brillante Stimme, singt, performt und leitet durch den Abend.

sein oder gut sein - ein musikalisches projekt

Unter dem Motto „Sein oder gut sein“ warfen die Schauspielerin Emily Klinge, En- semblemitglied am Moerser Schlosstheater, und ihr Vater, der Musiker Bernd Thiele, einen Blick auf die Natur des Menschen. Angesichts des menschenverachtenden Krieges in der Ukraine, des gewaltsamen Vorgehens der politischen Machthaber im Iran oder der weiterhin bedrückenden Situation in Afghanistan, Syrien oder Libyen fällt der positive Blick auf die menschliche Natur zunächst überaus schwer. Insofern verwunderte es nicht, dass der berühmte Ausspruch „Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen“, […] bereits zu Beginn der Veranstaltung genannt wurde. Dieses Bild vom „homo homini lupus“ versuchten Emily Klinge und Bernd Thiele, im Laufe der anschließenden Revue zu relativieren und zu brechen. […] Mit Liedbearbeitungen von Louis Armstrong, Jack Johnson, Brian Eno, Florence and The Machine oder Herbert Grönemeyer sowie eigenen Kompositionen sang Emily Klinge gegen Konflikte, Klimawandel, Umweltzerstörung und Pandemie an und bot dem Publikum die Möglichkeit, […] bewusst zu entschleunigen und sich an die positiven Dinge zu erinnern, zu denen der Mensch ebenfalls fähig ist. 
(Jan Caspers, Rheinische Post)

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Rapunzel

Rapunzel

VON THORSTEN BIHEGUE, DIE BRÜDER GRIMM FREI UMSEGELND

Team

Mit:
Joanne Gläsel
Georg Grohmann 
Roman Mucha 

Inszenierung: Thorsten Bihegue
Bühne und Kostüme: Sandra Linde
Musik: Manuel Loos
Dramaturgie: Sandra Höhne

Premiere: 24.November 2022, Kath. Jugendheim St. Barbara

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Märchen sind oft die ersten Geschichten, die wir hören. Sie sind voller Magie – und voller Klischees. Sie teilen auf in Hell und Dunkel, Gut und Schlecht, sie prägen unsere Vorstellung von der Welt und unsere Rollenbilder. Wie sollen sich Jungen verhalten, wie Mädchen? Und wie steht es mit Hexen und Prinzen?
Im Märchen „Rapunzel“ der Brüder Grimm wird ein Kind gegen ein paar Portionen Feldsalat eingetauscht. Ihm wachsen später die Haare so lang, dass für den Zopf eigens ein hoher Turm gebaut werden muss. Oder war der Turm zuerst da und dann kam Rapunzel? Das weiß niemand mehr so genau. Gewiss ist aber: Die Welt ist voller Gefahren und der Turm der sicherste Ort im ganzen Land. Doch ist Sicherheit das, wonach sich Rapunzel sehnt? Die Welt draußen ist doch viel spannender? Sie will raus aus der einsamen Festung. Muss sie dafür von einem Prinzen erlöst werden? Das ist eine gute Frage, die sich die resolute Heldin stellt, während sie einer bösen Hexe entkommt, haarsträubende Abenteuer besteht und Feldsalatfeenfähigkeiten lernt.

Der Autor, Musiker, Regisseur und Schauspieler Thorsten Bihegue stellt seiner Fasssung von „Rapunzel“ veraltete Ansichten und Vorurteile genüsslich auf den Kopf. Für sein Theaterstück „Nervt!“, eine Ko-Produktion mit dem Jungen Schauspielhaus Bochum, erhielt er 2022 den „Kaas & Kappes“-Autor*innenpreis.

rapunzel

Das Märchen verträgt es, ins 21. Jahrhundert katapultiert zu werden, wo sich der Tauschhandel „Feldsalat gegen Kind“ zu neuen Höhen aufschwingt. Zu beobachten ist, wie gerade die Erwachsenen während der Vorstellung sich von althergebrachten Rapunzel-Inhalten lösen und begeistert applaudieren. Schauspieler Georg Grohmann und Roman Mucha haben es in der Hand, mit toller Mimik und Gestik das Publikum zu begeistern und Teil vom Spiel werden zu lassen. Als Rapunzel und Feldsalatfee mit ungeahnten Fähigkeiten laufen sie durch den Saal, sorgen für Turbulenzen und Dynamik. Mittendrin hören sie mit dem Spiel auf, lassen Stille regieren, die man als Publikum aushalten muss. Die Lacher haben sie auf ihrer Seite, denn Theaterregisseur Thorsten Bihegue räumt bei dem Stück „Rapunzel“ mit den tradierten Rollen und Bildern im Grimmschen Märchen auf.
(Rheinische Post)

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Ruf der Wildnis

RUF DER WILDNIS

VON SOEREN VOIMA NACH JACK LONDON

Team

Mit: 
Matthias Heße
Roman Mucha 

Inszenierung: Viola Köster
Video: Viola Köster | Roman Mucha

Premiere: 15. Dezember 2022, Pulverhaus

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Beginn des Goldrauschs in Alaska. Buck fristet sein Leben als Schlitten- und Lastentier. Zwischen Ehrgeiz, zum Leithund aufzusteigen, Erschöpfungszuständen und Todeskämpfen im ewigen Eis pendelnd, mutiert er langsam aber sicher zum Raubtier, das keine Skrupel mehr kennt – weder sich selbst noch anderen gegenüber. Jack Londons Abenteuerroman „Ruf der Wildnis“ ist ähnlich bekannt wie „Huckleberry Finn“ und „Tom Sawyer“. Soeren Voima hat „Ruf der Wildnis“ für die Bühne adaptiert und damit einen ebenso poetischen wie brutalen Text abseits von Abenteuerromantik und Naturverklärung darüber geschrieben, was mit dem Einzelnen passiert, wenn er zum Kampf ums Überleben gezwungen ist. Eine Fallstudie des Menschen im Raubtierkapitalismus, ein Zeugnis einer ungewollt in Gang gesetzten und kaum zu stoppenden Metamorphose. Oder auch: Die Beschreibung der Sehnsucht der Erschöpften nach dem Schlaf, anstelle des Kampfes…

ruf der wildnis