
Spielzeit 17/18
„Dein Leben. Deine Vorstellung. Dein Theater“ lautete die Überschrift der Spielzeit 2017/2018. Nicht nur im Spielzeitheft im Stile eines skandinavischen Möbelunternehmens setzt sich das Theater mit Methoden der Selbstverwirklichung und Identität auseinander. Mit verschiedenen und experimentellen Theaterarbeiten wurden Themen wie Identität, Heimat und Fremdheit verhandelt und dabei neue Perspektiven auf das Eigene und das Andere entwickelt.
Eröffnet wurde die Saison im Schloss im September mit der Premiere „Wir sind Schmidt. Ein deutsches Sittengemälde“ in einer Stückentwicklung von Susanne Zaun.
Die humorvoll-groteske Versuchsanordnung nahm das Bild der vermeintlich typisch deutschen Durchschnittsfamilie unter die Lupe. Auf Basis von Deutsch-Als-Fremdsprache-Texten, Statistiken und Umfragen kreierte Zaun ein Musterfamilien-Drama, das in einer Choreographie des Alltäglichen gesellschaftliche Zuschreibungen aufspürte.
Die Produktion war Teil der am 1. Oktober 2017 stattfindenden ersten Theaterreise der RuhrBühnen JACKPOTT, bei der die Theaterlandschaft Ruhr städteübergreifend auf einer ganztägigen Reise zu entdecken war. „Wir sind Schmidt“ gastierte im Salzlager der Kokerei Zollverein in Essen und machte in zwei Aufführungen 540 Zuschauer*innen auf das Schlosstheater Moers aufmerksam.
Das Recherche-Stück „Sand und Asphalt“. Geschichten von Flucht“ in der Regie von Barbara Wachendorff war die zweite Premiere der Spielzeit. Aus Recherchen und Gesprächen über 12 Monaten zum Thema Flucht wurde ein Theaterabend entwickelt, der 13 Frauen aus Ghana, Nigeria, Syrien, Tadschikistan gemeinsam mit der Schauspielerin Magdalene Artelt von Aufbruch und Ankunft erzählen ließ. Das Projekt entstand in Kooperation mit dem Internationalen Kulturkreis Moers e.V. und dem Verein „Frauen helfen Frauen Moers e. V.“ und wurde vom Land NRW und mit Bundesmitteln gefördert.
Mit dem Familienstück „Nur ein Tag“ von Martin Baltscheit wurde der Saal des Katholischen Jugendheims St. Barbara in Meerbeck als neue Spielstätte entdeckt und von Bühnenbildnerin Birgit Angele in einen märchenhaften Ort mit 12.000 funkelnden Swarovski-Sternen verwandelt. In der humorvoll-tiefgründigen Geschichte treffen ein Fuchs und ein Wildschwein auf eine Eintagsfliege, mit der sie „das ganze Glück in 24 Stunden“ erleben wollen und dabei spielerisch von den großen Themen Freundschaft, Lebenssinn und Zusammenhalt erzählen. Teil des tierischen Ensembles war auch John-Dennis Renken, Improviser in Residence 2017
Mit „DER RING. Rheingold im Königssee“ okkupierte das STM mit der Nibelungensaga das gesamte Wallzentrum. Frei nach Richard Wagners und Friedrich Hebbels Nibelungenadaptionen traten in einer theatralen Installation Götter, Zwerge, Riesen, Bauunternehmer und Menschen im Kampf um das Rheingold an und nahmen das Publikum mit auf einen abenteuerlichen Parcours durch das Einkaufszentrum in der Moerser Innenstadt, von der Tiefgarage bis zur City-Tanzschule.
Bereits längere Zeit hatte das Ensemble des STM den Wunsch, sich in einem Projekt ausschließlich mit Körper- und Bewegungstheater zu beschäftigen, für das die junge Choreographin und Regisseurin Leonie Graf für eine fünfwöchige Workshoparbeit gewonnen werden konnte. Die Ergebnisse der Trainingsphase wurden in der Werkschau „Kreislauf. Eine Choreographie“ in drei Vorstellungen im Schlosstheater präsentiert, bei denen sich die Schlossbühne sich in eine rote Tartanbahn verwandelte. Im Fokus standen verschiedene Arten des Gehens und Laufens, die in eine musiktheatrale, experimentelle Choreographie mündeten.
Darüber hinaus war von Oktober 2017 bis Juni 2018 die vierteilige Musiktheaterproduktion „The Suitcase – Verloren in Moers“ als Kooperation mit dem Fonds Experimentelles Musiktheater [feXm] des NRW KULTURsekretariats und der Kunststiftung NRW zu sehen. Der französische Komponist und Bildende Künstler François Sarhan schuf innerhalb der Erzählform einer Detektivkomödie ein surrealistisches Vexierspiel um Obsession, Realitätsverlust und Metamorphose, bei dem Elemente von Film auf solche von Installation und Performance trafen.