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Spielzeit 16/17

Erstaunt und zunehmend fassungslos nehmen wir zur Kenntnis, wie schnell sich die Atmosphäre unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens auf geradezu unheimliche Weise verändert, wie sicher geglaubte Grundsätze einer offenen Gesellschaft in Frage gestellt werden und der öffentliche Diskursraum immer mehr zum Ort von Ausgrenzungen wird. Für Sigmund Freud war das Unheimliche „das Heimliche-Heimische, das eine Verdrängung erfahren hat und aus ihr wiedergekehrt ist.“ Wenn er damit Recht hat, ist alles ganz einfach, und wir müssen nur den Weg ins Vertraute wagen. 

In Hedda Gabler führt uns Henrik Ibsen mit analytischer Schärfe vor, wie mit Personen umgegangen wird, die sich den Regeln der (kleinstädtischen) Mehrheit widersetzen. Unser Kinderstück Ein Schaf fürs Leben von Maritgen Matter behandelt die Beziehung eines Wolfs zu einem Schaf und die Frage, warum es sinnvoll sein kann, dem instinktiven Beißimpuls nicht nachzugeben. Judas von Lot Vekemans umkreist das Thema des Verrats und wie es sich damit weiterleben lässt. In der Uraufführung The Dead Inc./Die Toten GmbH untersucht Michael Crowley, wie aus der Berechnung von Restlebenszeit ein lukratives Geschäftsmodell entstehen kann. Und mit „Dieter hört die Signale“ realisiert das Ensemble den lang gehegten Wunsch nach einem eigenen Liederabend, der sich musikalisch zwischen Revolution und Melancholie im Rhythmus des Pianisten Jan Lammert durch Lieblingssongs der 70er, 80er und 90er Jahre arbeitet.

Ganz besonders freuen wir uns, das NRW Theatertreffen für junges Publikum WESTWIND 2017 in Moers zu Gast zu haben und damit gleichzeitig das 25-jährige Jubiläum der Penguin’s Days zu feiern. 

Hedda Gabler | Dieter hört die Signale. Jetzt erst recht. | Ein Schaf fürs Leben | The Dead Inc. – Die Toten (UA) | Judas |
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Hedda Gabler

Hedda Gabler

VON HENRIK IBSEN

Team

Mit: 
Magdalene Artelt 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Marissa Möller 
Frank Wickermann 

Inszenierung: Ulrich Greb
Ausstattung: Birgit Angele
Dramaturgie: Annika Stadler
Animation: Malte Jehmlich

Premiere: 08.09.2016, Schloss

Hedda und ihr frischgebackener Ehemann Tesman sind gerade aus den Flitterwochen zurückgekehrt. Doch das Projekt des bürgerlichen, kreditfinanzierten Bilderbuch-Idylls mit repräsentativem Anspruch gerät schnell in Gefahr: Eilert Lövborg, Tesmans alter Studienkamerad, Dauerkonkurrent und Heddas ehemalige amour fou, kehrt aufs publizistische Podium zurück und macht Tesman die in Aussicht gestellte Professur streitig. Und Hedda ist in ihrer Ehe alles andere als glücklich…

Hedda Gabler könnte eine Boulevardkomödie sein, wenn es am Ende des Stückes nicht vier Tote gäbe. Die Differenz zwischen Komödie und Tragödie macht sich nur am Preis fest, um den gespielt wird: Es geht ums ganze Leben. In dieser Welt sind alle Verbindungen zu Menschen Warenbeziehungen, der zu erzielende Vorteil steht im Vordergrund: Macht über die Mitmenschen zu gewinnen, wird zum höchsten Lustfaktor. Hedda, selbst eine geschickte Akteurin in diesem Spiel, stellt dem ihre Idee von einem schönen, einem ästhetisch gelebten Dasein entgegen. Diese erweist sich jedoch als genauso totalitär und geht buchstäblich über Leichen. Alle Figuren werden in ihrer Berechnung heimgesucht von den Gespenstern ihrer gescheiterten Hoffnungen und Träume. Und der Kampf um ...

Hedda Gabler

... das eigene Lebensmodell wird umso härter und rücksichtsloser ausgefochten – „mit jeder Waffe, die zur Verfügung steht.“

Mit dem Einsatz eines Miniatur-Puppenhauses, das durch 3D-Avatare der Schauspieler*innen bevölkert und durch Miniaturkameras live auf die Bühnenrückwand übertragen wurde sowie durch die Animations-Stop-Motion-Filmen von Malte Jehmlich (sputnic) konnte über das psychologische Drama hinaus eine weitere Erzähldimension hinzugewonnen werden.

Gefördert durch das NRW KULTURsekretariat und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des LAndes Nordrhein-Westfalen.
Mit freundlicher Unterstützung der Freunde des Schlosstheaters e.V.

Hedda Gabler

Es ist eine düstere Gemeinschaft, die auf der leeren Bühne im Schloss Aufstellung nimmt und in Regungslosigkeit verharrt. Genauso düster wie der schwarze Vorhang, der die Bühne komplett einrahmt. Es könnte auch eine Beerdigungsgesellschaft sein. Die erste Szene in Ulrich Grebs Inszenierung von Ibsens „Hedda Gabler“ nimmt fast das Ende vorweg, das sich doch erst noch entrollen soll: Das Drama ist vollendet. Es gibt nichts mehr zu sagen. Schwere Stille. Bis das Schweigen doch gebrochen wird. Das manipulative Spiel, das Ibsen inmitten dieser bürgerlichen Gesellschaft mit all ihren Wünschen und Bedürfnissen hineingepflanzt hatte, kann beginnen. (…)
Das Schlosstheater fasziniert mit einem atmosphärisch dichten und fesselnden Kammerspiel um Hedda Gabler, die ihre Ansprüche ans Leben rücksichtslos einfordert und schließlich einen Mann dazu bringt, sich das Leben zu nehmen – weil sie einmal die Macht über das Schicksal eines anderen Menschen haben möchte. Magdalene Artelt gibt Hedda Gabler distanziert, kühl und herablassend. Nur in kurzen Momenten lässt sie die Maske fallen. Sie ist die Zynikerin, die die bürgerliche Sicherheit gesucht hat, weil sie sich „müde getanzt“ hat, der das Leben an der Seite ihres Ehemanns Jörgen Tesman aber nur die Langeweile bietet.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

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Einmal in meinem Leben will ich Macht besitzen über einen anderen Menschen.“ Die bloße Erniedrigung von Thea Elvsted (Marissa Möller) hat Hedda Tesman, geborene Gabler (Magdalene Artelt) keine Befriedigung gebracht. Jetzt scheint eine Intrige zum Erfolg zu führen. (…) Die Annäherung an „Hedda Gabler“ über Ibsens zweites großes Frauen-Drama „Nora oder Ein Puppenheim“ mag zunächst irritieren. Doch der Ansatz von Regie und Dramaturgie (Anika Stadler) erweist sich im Laufe des knapp zweistündigen Abends als durchaus schlüssig. Ohnehin sind Hedda und Nora letztlich komplementäre Frauengestalten, die den Ausbruch aus der Gesellschaft versuchen und daran scheitern.
Am Schlosstheater geht Greb mutig einen Schritt weiter. Für ihn sind alle Personen mehr oder weniger Spielzeugfiguren, die sich weitgehend fremdbestimmt in ihrer kleinen Welt bewegen. Gleich zu Beginn rollt Privatdozent Jörgen Tesman (Matthias Heße) besagte Puppenstube heran. Er referiert – manchmal frei nach, aber immer mit Ibsen – über seine zurückliegende Hochzeitsreise oder über den von Amtsgerichtsrat Brack (Frank Wickermann) organisierten Hauskauf.  (…)
Was fortan in der Puppenstube arrangiert wird und daneben seinen überzeugenden szenischen Ausdruck findet, fügt sich dank der allgegenwärtigen Kamera auf der Leinwand zu einer überwältigenden Einheit. Der Puppenheim-Ansatz und der endlich einmal intelligente Einsatz von Videotechnik/Animationsfilm machen die Moerser „Hedda“ zu einem Erlebnis.
(Wolfgang Platzeck, WAZ)

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Dieter hört die Signale. Jetzt erst recht.

Dieter hört die Signale. Jetzt erst recht.

EIN LIEDERABEND MIT DEM ENSEMBLE

Team

Von und mit: 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Jan Lammert (Piano) 
Marissa Möller 
Annika Stadler

Premiere: 26.10.2016, Schloss

Dieter sitzt, Dieter lauscht. Dieter hört etwas.
Dieter erinnert sich an eine Melodie.
Dieter erinnert sich an eine Textzeile, die er vergessen hat und jetzt erinnert er sich, 
dass er diesen Text nie vergessen wollte. 
Dieter hat auf einmal so etwas wie eine Emotion. 
Dieter räuspert sich.
Dieter räuspert sich immer, wenn er eine Emotion hat. 
Dieter hat auf einmal so ein Jucken im kortikalen Areal.
Dieter spürt auch eine leichte Schwellung an den Stimmbändern. Dieter spürt, wie sich Luft verdichtet und Schwingungen ungebremst auf ihn zu rasen. Dieter fragt sich, ob er sich einen Ohrwurm eingefangen hat. Dieter hört die Signale.
...

Dieter hört die Signale. Jetzt erst recht.

...
Seit über zwei Jahren singt und musiziert sich Dieter mit den Lieblingssongs des Ensembles in die Herzen seines Moerser Publikums, mit der wirklich allerbesten Mischung aus dem Besten der 70er, der 80er , der 90er und bis heute. Jetzt hat sich die Discokugel weitergedreht und auch in der Neuauflage des Liederabends wird wieder hart mit Ohrwürmern gefeuert.

„Kaum zu glauben: Aber meine Frau und ich hatten beim zweiten Besuch noch mehr Spaß als beim ersten Mal. Ein recht heiterer Abend!“ Dieter

Dieter hört die Signale. Jetzt erst recht.

Für den Liederabend „Dieter hört die Signale“ machen die Schlosstheaterensemblemitglieder Patrick Dollas, Matthias Heße und Marissa Möller gemeinsam mit Pianist Jan Lammert wie versprochen keinen Halt vor den gefährlichsten Hits seit Anbeginn des Radios. Dafür aber liefern sie eine aberwitzige Songauswahl von The Police über Herr Nilsson und Amy Winehouse bis zu Tocotronic, die man kaum besser zusammenstricken – und in Szene setzen kann.
Wie man sich von Wham! über Bob Dylan nahtlos zu John Denver singt? Matthias Heße schafft das ohne Probleme und mit sichtbar großem Vergnügen. Was an Stimme fehlt, choreographiert er gekonnt komödiantisch aus. Seine „Juliette“ von Herr Nilsson sollte man in Moers gesehen und gehört haben. Genauso wie das kongeniale Duett von Patrick Dollas und Marissa Möller, die Johnny Cashs und June Carters „Jackson“ ganz neu interpretierten.
Akustische Gitarre, E-Bass und Glockenspiel (!) werden von den drei Schauspielern gerne im fliegenden Wechsel gespielt. Pianist Jan Lammert ist dabei nicht nur die sichere Bank – sondern auch kluger und  ...

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... erfrischender Akzentesetzer. Trockener Humor, überraschende Songinterpretationen und eine brillante Marissa Möller – unter anderem als Interpretin von „Me & Mr. Jones“, machen den Abend  zu einem grandios unterhaltsamen Theaterabend. Das Premierenpublikum quittierte ihn mit langem begeistertem Applaus. Also: Hingehen und den Dieter machen.
(Gabi Gies, WAZ)

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Von Herr Nilssons „Juliette“ über Heinz Rudolf Kunzes „Wehr dich“ bis hin zu Amy Winehouses „Me & Mr Jones“ ist alles dabei. Natürlich immer in gewohnter Schlosstheater Manier arrangiert und zu eigen gemacht. So bleiben die Klassiker einerseits erhalten, kriegen aber auch überraschend neue Akzente. Ebenso wäre es kein Stück des Schlosstheaters, wenn die Lieder einfach nacheinander gesungen werden würden. Viel mehr wirkt es während des ganzen Abends so, als ob das Ensemble sich mal eben spontan zusammensetzt und improvisiert. Da muss von den Darstellern auch mal auf einer auf der Bühne stehenden Couch geklönt werden, etwas getrunken werden oder Heßes Verspannung von Dollas liebevoll eingecremt werden. Das Schlosstheatertheater-Ensemble, wie es leibt und lebt. Unterstützt von dem bekannten jungen Musiker Jan Lammert, der mit herausragenden Pianokünsten besticht und sich mühelos in das Schlosstheater-Ensemble einreiht.
Spätestens beim kurz angestimmten „Country roads“ wird wieder mal deutlich: Möller kann nicht nur brillant schauspielern, sondern auch singen. (…) Insgesamt ein sehr kurzweiliger Abend, der mit vielen amüsanten, als auch grandiosen stimmlichen Momenten so überzeugt, dass sich auch ein zweiter Besuch lohnt, denn es passiert so viel auf, neben und an der Bühne, dass der Zuschauer eine wahre Freude daran hat, alles zu beobachten
(Sarah Dickel, Lokalkompass)

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Ensemble und Publikum hatten gleichermaßen Spaß an der Premiere des Liederabends im Schlosstheater: Es war die zweite Premiere der noch jungen, neuen Spielzeit im Schlosstheater, die am Mittwochabend aufgeführt wurde: „Dieter hört die Signale“, heißt ihr (zunächst) Rätsel aufgebende Titel. Es ist kein Theaterstück, sondern ein Liederabend – und was für einer! Denn das Ensemble hatte ebenso viel Freude wie das Publikum. So sind rund 90 äußerst unterhaltsame Vorstellungsminuten entstanden, die inhaltlich die Schauspieler Patrick Dollas, Matthias Heße und Marissa Möller, der Musiker Jan Lammert sowie die Dramaturgin Annika Stadler zusammengestellt haben.
(Olaf Reifegerste, Rheinische Post)

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Ein Schaf fürs Leben

Ein Schaf fürs Leben

NACH DEM KINDERBUCH VON MARITGEN MATTER

Team

Mit: 
Magdalene Artelt 
Frank Wickermann 

Inszenierung: Frank Hörner
Ausstattung: Stefanie Stuhldreier
Dramaturgie: Privat: Larissa Bischoff
Musik: Sebastian Maier

Premiere: 24.11.2016, Festivalhalle Moers

Wölfe sind keine Vegetarier. Wölfe essen gerne Fleisch. Und am liebsten junge, flauschige Schafe. Da ist auch der einsame Wolf keine Ausnahme, der seinen Schlitten – ein altes Moped – hungrig durch die Winternacht schiebt. Wie passend, dass er plötzlich ein einsames Schaf in einem Stall entdeckt. „Guten Abend Ma’am“, geht er es mit Stil an, „Die Sache ist die. Wir machen etwas Schönes zusammen.“ Mit all seinem Charme weiß er das arglose und neugierige Schaf zu beeindrucken, das auch mal was erleben möchte. Doch was eigentlich als Futterentführung geplant war, wird zu einem nächtlichen Ausflug in Richtung Wilder Westen mit unerwartetem Ausgang. Denn Freundschaft mit seinem natürlichen Fressfeind zu schließen ist keine einfache Angelegenheit…
Mit viel Phantasie und Humor beschreibt „Ein Schaf fürs Leben“ nach dem vielfach ausgezeichneten Bilderbuch eine Begegnung der ganz besonderen Art. Große Themen wie Freundschaft, Erfahrungen und der Umgang mit dem Unbekannten werden mit viel Leichtigkeit berührt. Inszeniert wird unser diesjähriges Kinderstück von Frank Hörner, der neben seinen Arbeiten als Regisseur seit 2005 auch das Kinder- und Jugendtheater Kohlenpott in Herne leitet.

ein schaf fürs Leben

Gastregisseur Frank Hörner, der das Kinder- und Jugendtheater Kohlenpott in Herne leitet, hat mit seiner Inszenierung von „Ein Schaf fürs Leben“ eine ganz zauberhafte Fabel über eine eigentlich unmögliche Freundschaft auf die große Bühne der Festivalhalle in Moers gebracht.
Magdalene Artelt und Frank Wickermann sprühen vor Spielfreude, sind absolut präsent auf der großen Bühne. Sie müssen kein Wolfs- oder Schafskostüm tragen, damit die Kinder ihnen die Rollen abnehmen. Viel wichtiger ist es, dass es im Spiel gelingt, ein Thema zu transportieren, das Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren besonders beschäftigt: Freundschaft.
Während Wolf und Schaf auf dem roten Mofa in rasantem Tempo unterwegs sind, zieht auf der Bühne eine Landschaft aus Ortsschildern, Seen und Bäumen vorüber. Das ist sehr schön gedacht und gemacht. Stefanie Stuhldreier (…) kitzelt mit einer kleinem, aber einfallsreichen Bühnenausstattung die Phantasie des Publikums. (…)
„Ein Schaf fürs Leben“ ist perfekt für einen Familien-Theatertag in der kalten Jahreszeit und für Kinder ab sechs Jahren zum Anschauen geeignet.
(Anja Katzke, RP)

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Fantasievoll, trickreich und in wunderbar einprägsamen Bildern bringt das Schlosstheater Moers „Ein Schaf fürs Leben“ nach dem Kinderbuch von Maritgen Matter als Weihnachtsstück – oder besser gesagt als Weihnachtswestern – auf die Bühne. Wie der ankommt? Prächtig fanden am Donnerstag etwa die jungen Premierengäste von der Meerbecker Uhrschule und hoben die Daumen. (…)
Frank Hörner (Regie) und Stefanie Stuhldreier (Ausstattung) bedienen sich in ihrer Inszenierung mit großem Vergnügen beim Western- und Roadmoviegenre – Musik (Sebastian Meier) inklusive. Das sorgt nicht nur für die oft sehr spannenden und mitunter sogar wohlig gruseligen Momente, sondern auch für viele ziemlich lustige Einlagen. (…) STM-Schauspieler Magdalene Artelt und Frank Wickermann geben der Geschichte um eine Beziehung der ganz besonderen Art mit ihrem klaren konzentrierten Spiel auf leichte Weise Tiefe. 
(Gabi Gies, NRZ)

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The Dead Inc. – Die Toten (UA)

The Dead Inc. – Die Toten (UA)

VON MICHAEL YATES CROWLEY

Team

Mit: 
Magdalene Artelt 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Marissa Möller 
Frank Wickermann 

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Michaela Springer
Dramaturgie: Annika Stadler

 

Premiere: 18.02.2017, Schloss

Lachesis ist ein scheinbar ganz normales Unternehmen, dass sich darauf spezialisiert hat, die Lebenszeit seiner Klienten unter versicherungstechnischen Aspekten zu berechnen. Als unerwartet die Ehefrau des Firmenchefs während einer Yogastunde stirbt, ist der Tod in dem Unternehmen auf einmal unmittelbar präsent, der sich bislang nur als tödliche Agonie im Büroalltag zwischen PowerPoint-Präsentationen, Feedbackschleifen und Kaffeepad-Auswahl bemerkbar gemacht hat. 

Assistent Troy spürt, dass die potenzielle neue Geschäftspartnerin Sandy Geier deutlich weitreichendere Interessen als eine Firmenübernahme hat. Doch wer glaubt schon einem Assistenten, der in einer erfolgreichen Geschäftsfrau einen Geier sieht, der nicht nur die Firma übernehmen will, sondern auch auf eine Körperspende für das Ritual der Himmelsbestattung lauert.
Nach den „Ted Haggard Monologen“ (2008) und „Righteous Money/Gerechtes Geld“ (2010) zeigt das Schlosstheater Moers erneut ein Stück des amerikanischen Autors Michael Crowley. Im Genre einer schwarzhumorigen Office-Komödie erzählt das Stück von der Unfähigkeit im Umgang mit Tod und Abschied in einer vollkommen durchökonomisierten Welt.

The Dead Inc. – Die Toten

Das Verdrängte kommt mit aller Macht zurück, und mit ihm brechen das Unheimliche und das Unerklärliche in eine durch und durch rationale Welt, in der scheinbar alles in Excel-Dateien gepresst und so domestiziert werden kann. Nur lässt sich der Tod weder zähmen noch wegrechnen. Er ist immer präsent. Also lässt Crowley das Klischee von den Hedgefonds-Geiern ins Surreale und Phantastische kippen. Sandy Vautour, die Abgesandte von „CarryOn Partner“ könnte tatsächlich ein Königsgeier sein. Die platte Komödie kippt in eine bizarre Horror-Phantasie. Mit den „Ted Haggard Monologen“ und „Righteous Money / Gerechtes Geld“ sind schon zwei deutschsprachige Erstaufführungen von Crowleys Arbeiten am Schlosstheater Moers herausgekommen. „The Dead Inc. – Die Toten“ hat der Amerikaner nun direkt für Moers geschrieben. Und in Ulrich Greb hat er tatsächlich einen kongenialen Partner gefunden, der die etwas scharfe Vision des Stücks geschickt fokussiert. (…) Männer spielen Frauen und Frauen Männer, aber das mit der größten Selbstverständlichkeit. Sie alle ...

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... nehmen ihre Rollen derart ernst, dass aus der Travestie ein erhellender Verfremdungseffekt wird. Diese Figuren haben sich ganz und gar in ihren Lügen eingerichtet und können nicht mehr entkommen. Das Groteske, auf das Greb so konsequent setzt, wird zum Ausdruck des Tragischen.
(Sascha Westphal, Nachtkritik)

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Es ist nur ein sanfter Flügelschlag, ein weit entferntes Flattern, das aber ein Unheil ankündigt: Einer wird sterben – in dieser in Agonie verharrenden und vor der Pleite stehenden GmbH „Lachesis“, die ihr Geld damit verdient, die Lebensdauer anderer Menschen statistisch zu berechnen, und es doch mit Vehemenz vermeidet, das Wort Tod auch nur auszusprechen. „The Dead Inc.“ nennt Autor Michael Crowley sein Theaterstück, das am Samstag im Moerser Schlosstheater Welturaufführung gefeiert hat – vor ausverkauftem Haus und mit großem Publikumsapplaus. Intendant Ulrich Greb, der das Stück ins Deutsche übersetzt hat, hat diese Büro-Komödie mit skurrilem Humor bis ins Absurde inszeniert. Gleichzeitig seziert er die Verdrängungsmechanismen einer Gesellschaft, die das Thema Tod lieber tabuisiert. (…) Der Humor entsteht durch Überzeichnung neoliberaler Firmenstrategien bis ins Absurde, durch Details, die schmunzeln lassen, wenn Greb zum Beispiel Patrick Dollas ein enorm vergrößertes Körperteil verpasst oder drei Mitarbeiter im Kopfstand nachdenken lässt.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

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Greb setzt in seiner gar nicht unterschwelligen Inszenierung des brutalen Kapitalismus noch eins drauf, indem er das vordergründige Gender-Getöse bloßstellt: Er lässt Frauen Männerrollen spielen und Männer Frauenrollen. Als Aasgeier sind alle gleichberechtigt. (…) Das Publikum hat überlebt, es hatte was zu lachen, viel zu applaudieren und am Abend noch einiges zum Nachdenken.
(Karen Kliem, NRZ)

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Judas

Judas

VON LOT VEKEMANS

Team

Mit: 
Frank Wickermann 

Inszenierung: Kathrin Leneke 
Dramaturgie: Larissa Bischoff

 

Premiere: 06.04.2017, Kapelle

JUDAS: Seit 2.000 Jahren steht sein Name für Verrat, Täuschung und Lüge. Und doch bleibt er ein Negativ-Abdruck, ein Schatten: einer, über den erzählt wird und den man längst verurteilt hat. Jetzt aber bricht er sein Schweigen. Seine Geschichte handelt von Freundschaft und davon, wie eine einzige Entscheidung eine Lawine auslösen kann. Durch seinen Verrat stirbt Jesus. Doch nur so kann dieser auferstehen und eine Weltreligion begründen. „Judas“ erzählt von Identität und Zuschreibung und vor allem vom großen Zweifel. Seine Version kratzt an Weltbildern und stellt damit nicht zuletzt auch unsere Kategorien von richtig und falsch schonungslos infrage.

Kathrin Leneke, ehemals Regieassistentin am Schlosstheater, inszeniert den Text der niederländischen Autorin Lot Vekemans als Regiedebüt mit einem furiosen Frank Wickermann als Judas.

judas

Kathrin Leneke, Regieassistentin am Moerser Schlosstheater, spürt in ihrem „Gesellen-Stück“ der Frage nach, wer dieser Mann, dieser Judas eigentlich war. (…) Frank Wickermann weiß die Kapelle als Spielort mit seiner Präsenz auszufüllen und die Intimität des schwarz gestrichenen Raumes auszuhalten. Er tritt an, die „unbekannte“ Geschichte zu erzählen, anfangs distanziert und zögernd mit vielen Leerstellen im Monolog, die wiederum die Kapelle mit einer beklemmenden Stille erfüllen. Kathrin Leneke schafft mit ihrer ersten Regiearbeit ein sehr dichtes, konzentriertes Stück, das dem Publikum große Aufmerksamkeit abverlangt. Der Bühnenraum ist sparsam ausgestattet, gleichzeitig wird die ganze Kapelle für Wickermann zur Bühne – von der Empore bis hin zu den obereren Zuschauerrängen. (…) Das Besondere dieser Inszenierung ist aber, dass sie das Publikum nicht in einer wohligen Distanz zuschauen lässt. Es muss sich am Ende von Wickermann/Judas fragen lassen: „Wo hätten Sie gestanden – am Wegesrand oder hinter dem Fenster?“ (Anja Katzke, RP)

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Mit „Judas“ gab Kathrin Leneke am Schlosstheater ihr Regie-Debüt, unterstützt von Dramaturgin Larissa Bischoff. Sie zeigt einen vielschichtigen „Judas“ an einem Spielort, der dafür besser nicht sein kann. Dadurch, dass sie die Perspektiven verschwimmen lässt, gewinnt das Stück paradoxerweise an Kontur. Das Thema entbehrt nicht einer gewissen Schwere. Sie nimmt es ihm durch einige lange Kunst- und Denkpausen, und wenige, geschickt gesetzte, lustige Momente. Und mit Wickermann hat sie ein genialen Partner. (…) Umklammert wurde das Stück vom Satz: „Sie haben bestimmte Erwartungen, die ich nicht erfüllen werde.“ Das kann so nicht stehen bleiben. Schauspielerisch hat Wickermann mehr als die Erwartungen erfüllt. Seine großartige, unglaublich facettenreiche und ausdrucksstarke Leistung wurde mit anhaltendem Applaus belohnt. 
(Karen Kliem, NRZ)

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Mit seiner eindringlichen Performance hat Wickermann Kathrin Leneke zu einem bemerkenswerten Regie-Debüt verholfen. Vor allem aber gebührt Leneke der Dank dafür, Lot Vekemans großartigen Versuch der Rehabilitation einer der verhasstesten Gestalten der Religions- und Literaturgeschichte gut vier Jahre nach der Deutschsprachigen Erstaufführung an den Münchner Kammerspielen auch in NRW bekannt zu machen. Jemand musste es tun! 
(Dietmar Zimmermann, theater:pur)

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