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Spielzeit 24/25: komplEXITät

Die Europawahl im Juni hat eines sehr deutlich gemacht: Der andauernde multiple Krisen- modus macht vielen Menschen Angst und lässt sie an der Tragfähigkeit demokratischer Systeme zweifeln. Im letzten Jahr haben wir Bertolt Brecht zitiert: „So wie es ist, bleibt es nicht“. In diesem Jahr ergänzen wir mit „So wie es bleibt, ist es nicht“ und wollen Heiner Müller optimistisch interpretieren, dass es an uns liegt, die demokratische Idee am Leben zu erhalten. 

Wie schon bei Franz Kafka in seiner Erzählung Der Bau parabelhaft zugespitzt, ist der „wohlgelungene“ gesellschaftliche Schutzraum dabei, sich in einen Bunker zu verwandeln. Es ist offensichtlich, dass neue Strategien erforderlich sind, dem selbstverschuldeten Dilemma zu entkommen. KomplEXITät steht daher als Überschrift über unserer kommenden Spielzeit, und wir haben uns vorgenommen, einige Exit- Strategien künstlerisch zu untersuchen. 

Als Eröffnungspremiere der Spielzeit 2024/25 wird die bekannteste Komödie von William Shakespeare EIN SOMMERNACHTSTRAUM gespielt. Ulrich Grebs Inszenierung ist in mehrfacher Hinsicht besonders. Erstmals steht das Schauspielensemble gemeinsam mit Mitgliedern des Jungen Ensembles auf der Bühne. Zudem finden die Aufführungen sowohl im Schloss als auch im von Birgit Angele gestalteten Schlosspark statt und nutzen mit dem Einbruch der Dämmerung die „blaue Stunde“, die die märchenhafte Atmosphäre des Stücks unterstreicht. Die Zusammenarbeit von professionellen Schauspieler*innen mit Laien aus dem Jungen Ensemble war ein zentraler Aspekt der Produktion und förderte den Austausch zwischen erfahrenen und jungen Künstler*innen. Die maßgeblich von ENNI sowie der Sparkasse am Niederrhein geförderte und vom Förderverein Freunde des Schlosstheaters e.V. sowie dem Lions Club Moers unterstützte Produktion war ein gelungener und vom Publikum begeistert aufgenommener Spielzeitauftakt und zeigte einmal mehr die Vielseitigkeit und das kreative Potential des STM.

Im Oktober 2024 folgt die Inszenierung HAROLD UND MAUDE in der Kapelle. Regisseurin Constanze Hörlin, die erstmals am Schlosstheater tätig ist, inszeniert die Bühnenfassung des 1971 erschienenen Kultfilms von Hal Ashby. Die Liebesgeschichte zwischen dem 18-jährigen Harold und der 80-jährigen Maude wurde von Joanne Gläsel und Leonardo Lukanow gespielt und war eine schauspielerische Meisterleistung. Für Joanne Gläsel war es ihre letzte Rolle als festes Ensemblemitglied, da sie ab Januar 2025 in den Ruhestand ging und fortan als Gast im Schlosstheater zu sehen sein wird. Bühne und Kostüme in der für die Geschichte höchst passenden Kapelle wurden von Katharina Grof gestaltet. Die Aufführung entwickelte sich zum Publikumsliebling und wird bis 2025 25 Mal gespielt. 

Das Kinder- und Familienstück wird erneut von Kathrin Leneke, der Leiterin des Jungen Schlosstheater, inszeniert. ES RAPPELT IM KARTON, ein Theaterstück von Dita Zipfel und Finn-Ole Heinrich, erzählt die Geschichte einer Leuchtkäferin, die trotz der natürlichen Gegebenheiten fliegen lernen möchte, und ihrem Freund, einem Frosch, der beschließt, Vegetarier zu werden. Zusammen mit einer Fliege finden sie sich eingesperrt in einem Karton wieder und hinterfragen dabei die Regeln der Natur. Die Aufführung findet zum ersten Mal im Bollwerk 107 statt, da das St. Barbara Jugendheim in Meerbeck abgerissen werden soll. Der große Bühnenraum bietet einen idealen Rahmen für den von Ausstatterin Sandra Linde liebevoll gestalteten riesigen Pappkarton. Zusammen mit den Aufführungen im Januar 2025 wird das Familienstück wieder einen Publikumsrekord erzielen. Es zeigt sich, dass gerade im Kinder- und Jugendbereich durch eine Erweiterung der Platzkapazität die Reichweite des Theaters deutlich erweitert werden kann.

Für seine Abschiedsinszenierung hat Ulrich Greb die späte Erzählung Der Bau von Franz Kafka gewählt. Ein Tier – vielleicht eine Art Dachs oder Maulwurf – hat sich eine labyrinthische, unterirdische Festung gebaut, um in einem zunehmend zwanghaft werdenden Gedankenstrom festzustellen, dass der perfekte Schutzraum zum perfekten Gefängnis wird, wenn alle als Feinde gesehen werden.

Ja, und dann wird das Schlosstheater Moers 50. Das wollen wir mit der ganzen Stadt und den Menschen, die das Theater vor, auf und hinter der Bühne zu dem gemacht haben, was es ist, angemessen feiern.

Und noch eine gute Nachricht: Das Theater soll eine neue, klimaneutrale Spielstätte bekommen, um die seit 2017 immer drängender werdenden Raumprobleme zu lösen. Das innovative Konzept konnte auch in Berlin und Düsseldorf überzeugen, so dass achtzig Prozent der Baukosten gefördert werden. Das neue Gebäude direkt gegenüber vom Schloss passt nicht nur perfekt zum außergewöhnlichen Profil des Theaters, sondern bietet darüber hinaus die Möglichkeit, neue ökologische Technologien zu präsentieren und Nachhaltigkeit unmittelbar erlebbar zu machen. Ein „Living Lab“ mitten in Moers, das Lust auf Zukunft macht. 

EIN SOMMERNACHTSTRAUM | HAROLD UND MAUDE | ES RAPPELT IM KARTON | DER BAU – TOPOGRAPHIE EINES DILEMMAS | SICHER NICHT! | mehr ... |
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EIN SOMMERNACHTSTRAUM

EIN SOMMERNACHTSTRAUM

VON WILLIAM SHAKESPEARE
DEUTSCH VON FRANK GÜNTHER

Team

Mit: 
Joanne Gläsel 
Matthias Heße 
Leonardo Lukanow 
Ludwig Michael 
Marissa Möller 
Lea Böder | Farahs Emami | Helge Gebel | Sven Hamacher | Michel Kleine Vennekate | Ida Schreiber | Nele Spettmann | Noel Telizin 

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne und Kostüme: Birgit Angele
Choreographie: Michael Hess
Dramaturgie: Sina Corsèl

 

Premiere: 8. September 2024, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Hermia, verliebt in Lysander, wird vor ein Ultimatum gestellt: Entweder, sie heiratet den von ihrem Vater Egeus ausgewählten Demetrius oder sie wählt zwischen einem Dasein als Nonne und dem Tod. Lysander und Hermia beschließen die heimliche Flucht durch den angrenzenden Wald und vertrauen ihren Plan der befreundeten Helena an. Einstmals von Demetrius geliebt, verrät Helena ihm die Flucht und gemeinsam verfolgen sie das Liebespaar in die dunkle Sommernacht. Währenddessen nutzt auch eine Gruppe athener Handwerker den Wald als diskreten Ort, um ein Theaterstück für die bevorstehende Hochzeit des Athener Herrscherpaars zu proben. Und überall helfen Elfen.

Im „Sommernachtstraum“ lässt Shakespeare nicht nur das Leben am Athener Hof und das der Handwerker aufeinandertreffen. Er verwebt die Konventionen des Elisabethanischen Zeitalters mit den Feen- und Kobold-Geschichten Englands und den Mythen und Geschichten der griechischen Antike. Mit der Dunkelheit wird der Wald zu einem Ort von Magie und Zauber, wo in dieser Nacht Oberon und Titania, das Herrscherpaar der Elfen, aufeinandertreffen und ihren Beziehungsstreit ausleben. Der Kobold Puck verzaubert kurzerhand, im Auftrag Oberons, Titania, die Liebenden und ...

ein sommernachtstraum

... die Handwerker, was die ohnehin konfusen Verstrickungen aus Liebe und Begierde vollends eskalieren lässt. 

Die bekannteste Komödie Shakespeares, romantisch wie abgründig, wird von Ulrich Greb zum Teil im Schlosstheater und zum Teil im Schlosspark im besonderen Zauber der „blauen Stunde“ inszeniert. Erstmals spielt das Schauspielensemble gemeinsam mit Spieler*innen des Jungen STM in einer Inszenierung.

Die maßgeblich von ENNI und der Sparkasse am Niederrhein geförderte und vom Förderverein Freunde des Schlosstheaters e.V. sowie dem Lions Club Moers unterstützte Produktion war ein gelungener und vom Publikum begeistert aufgenommener Spielzeitauftakt und zeigte einmal mehr die Vielseitigkeit und das kreative Potential des STM.

ein sommernachtstraum

Da steigt Feenkönigin Titania (selbst Opfer der Liebestrank-Intrige ihres Gatten Oberon) mit einem zum blöden Esel verwandelten Handwerker in den Kahn (wir steh‘n am Ufer in diesem zauberhaft schönen Moment). Da purzelt Blödel-Elf Puck in zig Rollen seitwärts über den Rasen, breitet die Geisterwelt silbrig ihre raschelnden Flügel aus. Da seufzt es liebestrunken aus tiefstem Herzen, wenn dieses Organ nicht gerade in die für Shakespeares Komödie kaum weniger wichtige Unterhose gerutscht ist. Und wir? Mittendrin, idealerweise mit einem Pullover und etwas Tinktur gegen die Mücken. […] All das im wie so oft brillanten Bühnenbild von Birgit Angele, die indoor einen dekadenten Disco-Keller anlegt, draußen den Wald mit luftigen Skulpturen beseelt. […] Mögen Puristen zucken. Aber das ist ein Shakespeare, wie er dem Titanen aus Stratford gefallen hätte. Greb trägt kein Heiligtum der Literatur ins Freie, er gibt richtig Gas. Auch nach 22 Jahren als Kultur-Kastellan dieser Bühne ist er der mitreißende Ideenfeuerwerker geblieben. Keine Szene, die nicht den doppelten Boden der Ironie hat. […] Der Abend ist eben der ganze Shakespeare: Er ist frivol und ...

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... melancholisch, zügellos und unbändig, er ist tiefernst, ist albern und (im Finale) bitterböse. Das fabelhafte Ensemble (auch mit den Laien hat Greb gut gearbeitet) gibt sich ihm in gewaltiger Spiellust hin. Alle sind stark, extrem begeistert als Komödienritter von der tragischen Gestalt (Lysander/Handwerker Zettel) der junge Ludwig Michael. Was für ein Start im kleinen Moerser Theater. Hingehen!, so lange wir Wetter haben für große Gefühle.
(Lars von der Gönna, WAZ)

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Welch ein herrliches Durcheinander und Gewirbel um die große Liebe im Schlosspark! Zur Eröffnung der Spielzeit sind Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb und sein Ensemble vor die Türe gegangen und bringen gemeinsam den Sommernachtstraum von Shakespeare nun endlich auch auf die Moerser „Waldbühne“. Der Schlosspark ist für die Komödie wie gemacht. Der alte und dichte Baumbestand, das satte Grün der Wiesen und Sträucher lassen einen in der anbrechenden Dunkelheit schnell an einen magischen und verwunschenen Wald denken. […] Dabei kann sich Ulrich Greb, für den seine letzte Spielzeit in der Grafenstadt angebrochen ist, auf die Erfahrung seiner langjährigen Bühnenbildnerin Birgit Angele verlassen, die es auch unter freiem Himmel versteht, Räume zu schaffen und stimmungsvolle Szenen wie zum Beispiel die kurze Bootsfahrt Titanias auf dem Moersbach einzurichten. Wie gerne wäre man dort mitgefahren! […] Diese lustvolle, pralle und böse Inszenierung ist für Theaterfreunde ein Muss, allen anderen bietet sie die Chance, den Schlosspark neu zu entdecken.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

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HAROLD UND MAUDE

HAROLD UND MAUDE

VON COLIN HIGGINS IN DER ÜBERSETZUNG VON UDO BIRCKHOLZ

Team

Mit: 
Joanne Gläsel 
Leonardo Lukanow

Regie: Constanze Hörlin
Bühne und Kostüme: Katharina Grof
Dramaturgie: Sina Corsèl


Premiere: 31. Oktober 2024, Kapelle

 

 

Fotos: Bettina Engel-Albustin

Der neunzehnjährige Harold hat eine große Ingenieursbegabung und nutzt diese für sein noch größeres Interesse am Morbiden. Aus dem Internat geworfen, besucht er in seiner übermäßig vorhandenen Freizeit Schrottplätze und Beerdigungen und schafft sich als Gefährt einen Leichenwagen an. Um von seiner egozentrischen Mutter Gefühlsreaktionen zu erhalten, konstruiert er aufwendige Vorrichtungen, mit denen er verschiedenste Suizid-Szenarien fingiert. Die Mutter weiß sich nur noch mit einem Psychoanalytiker und einer Dating-Plattform zu helfen. Harold soll heiraten und normal werden. Während er die Versuche der Mutter spektakulär mit seiner Trickkiste sabotiert, begegnet er auf einer Beerdigung der lebensfrohen und energischen Maude. Kurzerhand befindet sich Harold inmitten der Abenteuer der fast achtzigjährigen Ex-Aktivistin und erfährt so die Möglichkeiten des Lebens. Bald wird aus einer Freundschaft eine Liebesgeschichte.

In der Regie von Hal Ashby feierte „Harold und Maude“ 1971 seine Filmpremiere und erlangte international Kultstatus. Kurz darauf schrieb Colin Higgins eine Theaterfassung seiner Drehbuch-Vorlage. Was mit einem makabren Blick auf die Welt beginnt, wird zu einer poetischen wie abenteuerlichen Reise, auf der gesellschaftliche Konventionen über das Leben und die Liebe hinterfragt werden.

Wir danken dem Gartencenter Schlößer für die florale Unterstützung.

Harold und Maude

Die Theaterfassung, die Constanze Hörlin da für das Moerser Schlosstheater in seiner Mini-Spielstätte der Kapelle entwickelt hat, entwickelt ihren eigenen Reiz. Was vor allem das Verdienst von Joanne Gläsel ist, die der fast 80-jährigen Maude eine bezaubernde Balance zwischen Alter und schrägem Hippie-Vögelchen verleihen kann, auf den Flügeln des anders Seins und anders Denkens. Sie verwandelt sich mit Masken und elektronisch erzeugtem Stimmen-Hall souverän in Harolds Mutter, Psychiater, drei Heiratsbewerberinnen und einen Generals-Onkel.  Leonardo Lukanow ist ein wunderbar verstörter 18-Jähriger, wie ihn Colin Higgins als Autor des Drehbuchs und Romans kaum besser hätte ausdenken können (…).
Jens Dirksen (WAZ)

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Leonardo Lukanow ist ein großartiger Harold – verschlossen, schluffig, morbide und doch mit tollem Humor, wenn er die von der Mutter vermittelten Heiratskandidatinnen karikiert. Joanne Gläsel trifft die Figur der Maude ebenfalls perfekt.
Dietmar Zimmermann (theater:pur)

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Mit ihrer ersten Arbeit fürs Schlosstheater reihen sich Regisseurin Constanze Hörlin und Bühnen- und Kostümbildnerin Katharina Grof aber auch prima in die Haustradition ein: perfekte Raumausnutzung und mit begrenzten Mitteln großes Kino schaffen.
Thomas Warnecke (Extra-Tipp am Sonntag)

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ES RAPPELT IM KARTON

ES RAPPELT IM KARTON

VON DITA ZIPFEL & FINN-OLE HEINRICH

Team

Mit: 
Lena Entezami 
Matthias Heße 
Ludwig Michael

Regie: Kathrin Leneke
Bühne und Kostüme: Sandra Linde
Musik und Theaterpädagogik: Emma Kaufmann
Video: Felix Hecker
Dramaturgie: Sandra Höhne

 

Premiere: 21. und 24. November 2024, Bollwerk107

 

 

Fotos: Bettina Engel-Albustin

Wer Heike für ein gewöhnliches Glühwürmchen hält, irrt sich gewaltig. Vielmehr ist Heike eine Leuchtkäferin mit himmelsstürmenden Absichten: Sie will fliegen lernen! Dumm nur, dass bei Leuchtkäfern ausschließlich die Männchen mit Flügeln auf die Welt kommen. Heikes bester Freund, der Frosch Robert-Robert, hat ebenfalls beschlossen, den Regeln der Natur nicht mehr zu folgen. Seine beste Freundin fressen? Niemals! Lieber stellt er seine Ernährung um und lebt fortan als Vegetarier. Dieses tolle Team könnte so viel erreichen, wenn sie nicht plötzlich in eine missliche Lage geraten würden: Gefangen in einem Pappkarton, zusammen mit der seltsamen Fliege Jack. Wo sind sie? Wie kommen sie wieder heraus? Jack findet zur Erleuchtung, Robert-Robert findet die Situation eigentlich ganz gemütlich und Heike findet zu ihrer Mission als Revoluzzerin. Was ist die Freiheit wert, wenn andere unfrei sind? Wie weit würden wir für Freundschaft gehen oder fliegen?

es rappelt im karton

DER BAU – TOPOGRAPHIE EINES DILEMMAS

DER BAU – TOPOGRAPHIE EINES DILEMMAS

VON FRANZ KAFKA

Team

Mit: 
Matthias Heße
Leonardo Lukanow
Ludwig Michael
Marissa Möller

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne und Kostüme: Birgit Angele
Dramaturgie: Sandra Höhne

 

Premiere: 20. Februar 2025, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

„Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen. Er ist so gesichert, wie eben überhaupt auf der Welt etwas gesichert werden kann.“ So beginnt Kafkas abgründige Erzählung „Der Bau“ von 1923. Ein Tier – vielleicht eine Art Dachs oder Maulwurf – hat sich eine labyrinthische, unterirdische Bunkeranlage gebaut, die es vor allen Feinden schützen soll. Doch im Moment der Fertigstellung wird die ersehnte Ruhe durch ein Geräusch gestört. Die Suche nach der Ursache wird zunehmend paranoider und mündet in der Erkenntnis, dass der perfekte Schutzraum zum perfekten Gefängnis geworden ist.

Das alles erfahren wir über eine Art Gedankenstrom des Tieres, der in der Inszenierung von Ulrich Greb auf vier Figuren verteilt ist. Vier gut genährte, tierartige Gestalten in menschlichen Körpern oder menschliche Wesen mit tierischen Verhaltensweisen, die in Gefahr zu einem taktischen Organismus zusammenwachsen, um gleich darauf wieder in Einzelteile zu ...

der bau

... zerfallen, treiben in ein Dilemma, da die einzig denkbare Veränderung – das Aufeinandertreffen mit dem Anderen – in Freund/Feind-Kategorien nur tödlich enden kann.

Wie in einer Blaupause lassen sich in Kafkas Versuchsanordnung die Widersprüche unserer heutigen Lebensweise erkennen: ein ökonomisches Wachstumsdiktat, das in seiner selbstverschlingenden Dynamik die Grundlagen unseres Lebens zunehmend zerstört. Gibt es einen Ausweg aus dem Dilemma?

Gefördert von der Kunststiftung NRW und Freunde des Schlosstheaters Moers e.V. 

der bau

Ulrich Grebs Arbeiten zeugten von einer ungestümen Wut über die gegenwärtigen Verhältnisse. Auch seine Adaption von Franz Kafkas „Der Bau“ ist ein eminent politischer Abend. Aber diesmal erfüllt eine zärtliche Melancholie seine bittere Analyse menschlicher Schwächen. Vier Schauspieler*innen verkörpern Kafkas Dachs, der sich aus Angst und Gier einen Bau geschaffen hat, der zu einer Falle für ihn selbst wird. Wie sie sich in der Vorstellung vom Leben als ewigem Kampf verlieren, hat etwas Erschreckendes. Greb und sein Ensemble halten uns einen Spiegel vor in der Hoffnung, dass wir erkennen, dass es Zeit ist, aus dem „Bau“ auszubrechen.
(Sascha Westphal, K-West)

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Kafkas Erzählung „Der Bau“, die wenige Monate vor dessen Tod 1924 entstand, wird zum Gleichnis für das Leben in Zeiten von Egoismus und Misstrauen, von Konkurrenz und Neid als Lebensmuster, von Angst und Entsolidarisierung. […] Der Clou ist ein metertiefer Vorhang aus durchsichtigen Plastikstreifen, der den verschwimmenden Blick auf das Geschehen nur widerwillig freigibt. Da sind wir dann schon bei fundamentaler Erkenntnis-Skepsis, zumindest aber im Wissen um die Unschärferelationen menschlicher Einsichten. Dazwischen verfallen Marissa Möller, Matthias Heße, Leonardo Lukanow und Ludwig Michael vom Reden ins Zischeln, Fauchen und Jaulen wölfischer Menschen. Gegen Ende werden sie wie Marionetten ihrer Ängste und Sehnsüchte sprichwörtlich in den Seilen hängen. Die allzu sichtbare Leerstelle des Stücks – menschliche Solidarität – bildet seinen unsichtbaren Hoffnungsschimmer.
(Jens Dirksen, WAZ)

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Greb bleibt bei Kafkas Text, der düster genug ist. Aber es ist eine Art weicher, psychischer Düsternis, die aus Kafkas Text spricht, eine übersteigerte Angst vor dem Egoismus einer unsolidarischen, feindlichen Außenwelt. Bei Greb bekommt die Düsternis Härte. […] Alessia Ruffolo hat für die Aufführung eine Choreographie geschrieben, die soldatische, militaristische Anklänge hat. […] Der Konflikt zwischen berechtigtem Sicherheitsbedürfnis und paranoider Angst erscheint hochaktuell. Die irrlichternden, narzisstischen Gedanken, die Grebs Inszenierung (ohne den Kafka-Text zu verlassen) hervorhebt, führen die Gedanken des Zuschauers von der Ideologie der Nazis zur Autokratie und zum Triumphgeheul eines Donald Trump. Eine knappe Woche vor der Moerser Premiere hat der die Solidarität mit der westlichen Welt aufgekündigt und ein seit fast 80 Jahren festgefügtes Bündnis zerschlagen.
(Dietmar Zimmermann, theater pur)

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SICHER NICHT!

SICHER NICHT!

 

Team

Mit: 
Shehab Fatoum 
Matthias Heße 
Behnaaz Jansen 
Leonardo Lukanow 
Ludwig Michael

Einrichtung: Matthias Heße | Sandra Höhne
Text/Textfassung: Sandra Höhne
Video: Victoria Wehrmann 
Folien: Matthias Heße

 

Premiere: 26. April 2025, Altes Landratsamt

 

 

Fotos: Lars Heidrich

Wie kaum ein anderes Land wird Afghanistan seit einem halben Jahrhundert von Krieg und Gewalt erschüttert. Die Geschichte des Landes ist die Geschichte fremder Mächte, die Afghanistan zum Spielball ihrer Interessen machen. Hier wird deutlich wie Regieren in einen gescheiterten Staat führen kann. Wie Terror sich ausbreitet, wie Krieg und Unfreiheit Menschen zu Flüchtenden machen. Einer von ihnen ist ein junger Vater, der sich für seinen Sohn ein besseres Leben in Europa erhofft. Im November 2020 ertrinkt der Fünfjährige auf der Überfahrt nach Griechenland bei einem Schiffbruch. Der Asylantrag des Vaters war in der Türkei zweimal abgelehnt worden.

Erstmals wird in der Europäischen Union ein Vater wegen des Schiffbruchtodes seines Kindes auf der Flucht strafrechtlich verfolgt. Kindeswohlgefährdung und Menschenschmuggel lautet die Anklage. In Handschellen wurde der Vater zur Leiche seines Kindes geführt, um es zu identifizieren. Ihm drohten bis zu zehn Jahre Gefängnis. Der griechische Migrationsminister begründete die Entscheidung der Behörden: „Die Leute, die sich dafür entscheiden, in Boote zu steigen, die nicht seetüchtig sind und von Leuten gefahren werden, die keine Erfahrung mit dem Meer haben, setzen offensichtlich Menschenleben aufs Spiel.“

Neben der Frage, ob Afghanistan als sicheres Herkunftsland gesehen werden kann, untersucht das Ensemble die paradoxe Situation eines Menschen, der von der Rechtsstaatlichkeit angezogen wird und ihr zum Opfer fällt.

Eine Kooperation der AWO KV Wesel e.V., Grafschafter Museum, Erinnern für die Zukunft e.V., Seebrücke Moers.

sicher nicht!

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Moers, 
dein Schlosstheater 
wird 50!

Moers, dein Schlosstheater wird 50!

Seit seiner Gründung im Jahr 1975 hat sich das Schlosstheater Moers zu einem kulturellen Zentrum in der Region entwickelt. Mit einem vielseitigen Programm, das von klassischen Stücken über zeitgenössische Theaterproduktionen reicht, hat das kleinste Stadttheater in NRW generationsübergreifend das Publikum begeistert. Feiern Sie mit uns das Jubiläum. Begegnen Sie ehemaligen Ensemblemitgliedern, ersteigern Sie Kostümteile aus dem Fundus und bekommen Sie einen Einblick in die kommende Spielzeit .

Am 24. Mai 2025, Schloss und Schlossplatz