Seiten Banner bitte auswahlen

Spielzeit 18/19: Verkünden | Erlösen | Frohlocken

Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Stimmung kippt. Seit dem letzten Jahr werden wir mit Berichten einer aus den Fugen geratenen Welt geflutet – inklusive unberechenbarer Staatsführer, manipulativer Datenkraken und drohender Kriegsszenarien. Geschieht das alles wirklich? Oder sind das die Folgen eines nervösen Nachrichtenalarmismus, der jede Information exponentiell vergrößert und beschleunigt? Sind wir am Ende aus dem westlich-saturierten Schlaf der Ahnungslosen aufgewacht und realisieren erstmals die Auswirkungen unseres globalen Handelns? 
Und vor allem: Was davon ist wahr? Die politischen Statements werden immer einfacher und nähern sich in 140-Zeichen-Portionen auf erschreckende Weise der Freund- Feind-These von Carl Schmitt: „Die eigentliche politische Unterscheidung ist die von Freund und Feind. Der politische Feind braucht nicht böse, er braucht nicht hässlich zu sein; er muss nicht als Konkurrent auftreten, und es kann vielleicht sogar vorteilhaft und rentabel scheinen, mit ihm Geschäfte zu machen. Er bleibt aber ein Anderer, ein Fremder.“ 

In den Echokammern, Realitätstunneln und Filterblasen des Internets haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Und Heilsversprechen finden sich gleich nebenan, manchmal schon in den verborgenen Nischen einer Moerser Tiefgarage. Wenn Wahrheit und Realität immer mehr zur Disposition stehen, dann sollte man entschieden auf die Macht der Fiktion setzen. Also setzen Sie Ihren Aluhut auf und kommen Sie umgehend ins Theater. Wir haben, was Sie brauchen. Mit unserem Resilienz- und Survival-Kit sind Sie in der Lage, den Herausforderungen der Zukunft beherzt entgegenzutreten: 
Im Stück Zur schönen Aussicht von Ödön von Horváth radikalisiert sich eine Gruppe gescheiterter Existenzen und schottet sich in einem Berghotel von der Außenwelt ab. Jede hinzukommende Person wird als Feind betrachtet und bekämpft. Der Text von 1926 ist ein bitter-komisches Panoptikum der Zwischenkriegszeit, das sich wie eine Parabel auf die aktuelle Situation in Europa lesen lässt.
Im Rahmen des Programms „Doppelpass Plus“ der Kulturstiftung des Bundes findet als Kooperation zwischen dem STM und der Performance-Gruppe vorschlag:hammer die Inszenierung „Körperatlas. Expedition in die Eingeweide“ statt, die den Blick nach innen richtet und die Organisation und Demokratiefähigkeit menschlicher Organe untersucht.
Elisa und die Schwäne nach Hans Christian Andersen und den Gebrüdern Grimm erzählt eine Geschichte über Mut, Vertrauen und die Kraft des Zusammenhalts unter Geschwistern – für alle ab 5 Jahren. Die Regisseurin Catharina Fillers arbeitet erstmals im STM und inszeniert das Kinder- und Familienstück „Elisa und die Schwäne“ in einer eigenen Textassung in Anlehnung an die Märchenerzählungen der Brüder Grimm und Hans-Christian Andersen.
Friedrich Schiller entwirft mit Kabale und Liebe ein Lehrstück über Projektionen und eine Lektion über den Preis der „Liebe, den wir nicht zahlen wollen“ (Etel Adnan). Im Zentrum der Inszenierung stehen die asymmetrischen Machtverhältnisse und die Frage, welche Alternativen es aus heutiger Perspektive zum klassischen Frauenopfer als bürgerlicher Katarsis am Ende der Geschichte gibt.
Die Stückentwicklung„Illuminatics. Ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen“ von Matthias Heße setzt sich am Ende der Spielzeit spielerisch mit Verschwörungstheorien und ihren Folgen auseinander und beantwortet alle noch offenen Fragen. Die Stückentwicklung basiert auf Motiven der Romantrilogie „Illuminatus!“ von Robert Shea und Robert Anton Wilson. Es geht um eine Familie, die einen Online-Handel für Verschwörungstheorien betreibt und sich dabei selbst zunehmend in alternative Realitäten verstrickt, bis nichts mehr so ist, wie es scheint. 

 

Die Spielzeit 2018/2019 wurde überschattet vom plötzlichen Tod des Leiters des Jungen STM, Holger Runge, der am 6. November 2018 im Alter von 54 Jahren völlig überraschend starb und das gesamte Theater und die Mitglieder des Jungen STM in einen Schockzustand versetzte. Der Versuch, die von ihm verantworteten Projekte und Gruppen soweit als möglich fortzusetzen und weiter zu betreuen, prägte die gesamte Spielzeit. (siehe „Mehr“: Zum Tod von Holger Runge)

Zur schönen Aussicht | Körperatlas. Expedition in die Eingeweide (UA) | Elisa und die Schwäne (UA) | Kabale und Liebe | Illuminatics. Ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen | mehr ... |
Spielzeitheft Download

Zur schönen Aussicht

Zur schönen Aussicht

VON ÖDÖN VON HORVÁTH

Team

Mit: 
Magdalene Artelt 
Patrick Dollas 
Lena Entezami 
Matthias Heße 
Roman Mucha 
Elisa Reining 
Frank Wickermann

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Elisabeth Weiß
Bewegungskomposition: Michael Hess
Dramaturgie: Larissa Bischoff 

Premiere: 21.09.2018, Schloss

 

 

Fotos: Lars Heidrich

Irgendwo in den europäischen Alpen liegt das Hotel „Zur schönen Aussicht“: Doch die Gäste bleiben aus und das Personal hat sich von der Außenwelt isoliert. Der Hotelbesitzer ist längst pleite, der Chauffeur hat mindestens einen Mord auf dem Gewissen, der ebenfalls kriminelle Kellner sucht seine Schuhe, der verschuldete Spieler droht mit Suizid und alle dienen der Baronin, die als einzig zahlender Gast das Machtzentrum in diesem Biotop markiert. Nach und nach fallen alle Grundwerte einer liberalen Gesellschaft im Kampf um den größtmöglichen eigenen Vorteil. Als die junge Christine verkündet, ein Kind vom Hotelbesitzer zu haben, verschwört sich die Gruppe gegen sie und die Lage eskaliert.

Wie in einem Laborexperiment lässt Horváth in seinem 1926 entstandenen Stück unterschiedliche soziale Klassen und Lebensmodelle aufeinanderprallen. Das Ergebnis ist ein bitteres und sehr komisches Panoptikum der Zwischenkriegszeit, das mehr mit der aktuellen Situation in Europa zu tun hat, als uns angenehm ist.

Mit Unterstützung der Freunde des Schlosstheaters e. V.

zur schönen aussicht

Der lieblose Umgang dieser haltlosen Menschen, die verblasste Hoffnung auf europäische Kultur und die irre Hoffnung auf ein deutschnationales Erstarken, vielleicht auch Christines Fragen an Gott und Geld, machen das Stück zu einem Stück der Stunde. Während Christoph Marthalers Inszenierung 1999 in Salzburg die politische Dringlichkeit des Textes noch nicht deutlich machen konnte, sind nun die Umstände – leider – deutlich günstiger für eine neue Aktualität Horváths. Dem durchweg starken Ensemble in Moers gelingt beeindruckend die Balance aus Totentanz und differenzierten Dramen. (…) Mit einfachen, wohl dosierten Mitteln hält uns die Regie einen Spiegel vor; mit einem Stück aus düsterer Zeit, die an unsere erinnert. Furcht vor diesen menschlichen Monstern und das Mitleid mit ihnen halten einander die Waage. Ein starker Saisonstart am Schlosstheater.
(Detlev Baur, Die deutsche Bühne)

pressestimmen

Greb setzt bei seiner Inszenierung sowohl auf die Kraft von (Horváths) Sprache, den Fluss des Spiels und der Szene als auch auf die Macht der Bilder – alles klug und hintersinnig erdacht, eingefädelt und mit einem vorzüglichen künstlerischen Stab und Ensemble umgesetzt. Dabei legt er den Text teils stichwortgebend für dessen szenische Umsetzung an: Die Komödie wird zur Groteske. (…) Meisterlich gar setzt Greb Horváths Drama von 1926, das erst 1969 uraufgeführt wurde, als Parabel zu einem kommenden Europa aus der visionären Perspektive seiner Entstehung um. (…) Ein langanhaltender Schlussapplaus zu Recht. 
(Olaf Reifegerste, Rheinische Post)

pressestimmen

Zwei turbulent-unterhaltsame Stunden mit durchaus karikierendem „Strich“: Ulrich Greb inszeniert in Moers Horváths Stück „Zur schönen Aussicht“. (…) Er treibt Horváths Komödie zur Spielzeit-Eröffnung zur Groteske auf die Spitze – was in einen langen, langen und lebhaften Premierenbeifall mündete.
(Jens Dirksen, WAZ)

pressestimmen

Regisseur Ulrich Greb macht aus Horváths Stück eine bissige Satire wider den rechtsnationalen Populismus und die Versuche zur europäischen Desintegration. Ulrich Greb hat eine großartige Regiearbeit abgeliefert und ein durchdachtes, trotz weitgehender Beibehaltung der Struktur und des Wordings von Horváths Text weitgehend eigenständiges Kunstwerk geschaffen. Es ist eine düstere politische Clownerie, aber auch etwas Nihilistisches zeichnet die Inszenierung aus: die Abwesenheit von Gott. 
(Dietmar Zimmermann, theater:pur)

pressestimmen

Körperatlas. Expedition in die Eingeweide (UA)

Körperatlas. Expedition in die Eingeweide (UA)

KOOPERATION VON STM MIT VORSCHLAG:HAMMER UND ROXY BIRSFELDEN/CH

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Lena Entezami 
Kristofer Gudmundsson 
Matthias Heße 
Gesine Hohmann 
Stephan Stock

Inszenierung: vorschlag:hammer (Kristofer Gudmundsson, Gesine Hohmann, Stephan Stock und Bernhard la Dous)
Bühne: Lea Kissing
Kostüme: Mascha Mihoa Bischoff
Produktionsleitung: Bernhard la Dous
Dramaturgie: Philipp Scholtysik

 

Premiere: 02.11.2018, Schloss

 

 

Fotos: Kristina Zalesskaya

Wie sehen Hormone aus? Wie klingt Verdauung als Musik? Wie kommuniziert ein Krebs? Und warum kann der Blinddarm nicht sehen? Für Körperatlas begeben sich vorschlag:hammer gemeinsam mit dem Ensemble auf eine Forschungsexpedition in den menschlichen Körper. Dafür reisen sie in sein Inneres und berichten von dort: Aus der Perspektive von Herz, Zunge, Pupille und Darm beobachten sie Prozesse von Atmung und Verdauung, vom Wachsen und Entstehen, aber auch von Verfall und Krankheit. Die spektakulären mikroskopischen Prozesse zwischen Norm und Abweichung, die tagtäglich größtenteils unbemerkt in uns ablaufen, werden unter die Lupe genommen und für das Publikum auf der Bühne vergrößert.

Doch wie über den Körper, seine Struktur und seine Norm gesprochen wird, ist stets auch Ausdruck der herrschenden gesellschaftlichen Umstände, in die die Körper der Menschen eingebunden sind. Wie politisch ist das Konzept Körper selbst organisiert? Was also erzählen unsere Körper über die Gesellschaft, in der wir leben? Die Inszenierung entsteht als Stückentwicklung mit dem Ensemble auf Basis einer ...

körperatlas. expedition in die eingeweide

 ... umfassenden Recherche mit Körper-Expert*innen. Dabei offenbart sich ein buntes, polyphones Spektakel der Körperphänomene, ein „Es war einmal das Leben“ als postdramatisches Bildertheater.

vorschlag:hammer entwickelt seit 2009 als Kollektiv Theaterproduktionen. Im Rahmen des Fonds Doppelpass Plus der Kulturstiftung des Bundes entsteht für den Arbeitszeitraum von zwei Jahren ein Co-Kooperations-Dreieck mit dem Schlosstheater Moers, dem Ringlokschuppen Mülheim und dem ROXY Birsfelden in der Schweiz unter dem Motto „Organismen“. Der sich stets ergänzende künstlerische Kern von vorschlag:hammer besteht aus Kristofer Gudmundsson, Gesine Hohmann, Stephan Stock und Bernhard laDous. vorschlag:hammer ist Teil des Netzwerks cobratheater.cobra.

Gefördert im Fonds Doppelpass der Bundeskulturstiftung

körperatlas. expedition in die eingeweide

Das Schlosstheater und das Theaterkollektiv ‚vorschlag:hammer‘ dringen in die Tiefen des menschlichen Körpers ein. Er ist ein Spiegel der Gesellschaft. 
(Reiner Becker, NRZ)

pressestimmen

Amüsant und interessant: eine ‚theatralische Organismenstudie‘ im Schlosstheater Moers. (…) Dazu tragen vor allem das opulent gestaltete Bühnenbild, die höchst assoziativen Kostüme sowie die starken farbenreichen Lichteffekte bei. (…) Die Premierenbesucher waren vom vorgenommenen Körpercheck jedenfalls amüsiert und angetan.
(Olaf Reifegerste, Rheinische Post)

pressestimmen

Elisa und die Schwäne (UA)

Elisa und die Schwäne (UA)

NACH MOTIVEN DER BRÜDER GRIMM UND HANS CHRISTIAN ANDERSEN

Team

Mit: 
Roman Mucha 
Elisa Reining

Text & Inszenierung: Catharina Fillers
Bühne & Kostüme: Regina Rösing
Musik: Öğünç Kardelen
Dramaturgie: Larissa Bischoff 

 

Premiere: 18.11.2018, Kath. Jugendheim St. Barbara

 

 

Fotos: Bettina Engel-Albustin

Weit von hier, da, wohin die Schwalben fliegen, wenn wir Winter haben, wohnt ein König, der hat sechs Söhne und eine Tochter, Elisa. Doch was soll man tun, wenn die eigenen Brüder von einer bösen Königin verzaubert und in weiße Schwäne verwandelt werden? Um sie von diesem Fluch zu erlösen, muss Elisa ein großes Wagnis eingehen: Sechs Jahre lang darf sie weder sprechen noch lachen und muss sechs Hemden weben, die ihre Brüder wieder zu Menschen werden lassen. Mutig nimmt sie die Aufgabe an und begegnet einem Prinzen, mit dem sie am liebsten alles besprechen würde. Auch ohne Worte freunden sich die beiden an, ziehen gemeinsam auf einen Baum und erleben ihr bislang größtes Abenteuer.

Frei nach dem Grimm’schen Märchen „Die sechs Schwäne“ und der Bearbeitung von Hans Christian Andersen entspinnt sich eine wundersame Geschichte für alle ab 5 Jahren, die von Freundschaft, Vertrauen, und dem Mut erzählt, man selbst zu werden.

Catharina Fillers leitete von 2002–2007 das Kinder- und Jugendtheater im COMEDIA Theater in Köln und inszeniert seit 2008 freischaffend für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mit der Stückentwicklung „Elisa und die Schwäne“ präsentiert sich Catharina Fillers erstmals am Schlosstheater.

elisa und die schwäne

Elisa Reining und Roman Mucha spielten mit nur wenigen Requisiten, aber umso mehr Fantasie alle Rollen. Die märchenhafte Inszenierung verzaubert nicht nur Kinder.
(Reiner Becker, NRZ)

pressestimmen

Spielerisch wird den Zuschauern eine Geschichte präsentiert, die vom Fremdsein in der Welt, von Vertrauen, Mut und Füreinander-Da-Sein unter Geschwistern erzählt. Der minutenlange Applaus und die freudigen Gesichter des Publikums am Ende des Stücks ließen auf einen vollen Erfolg schließen.
(Irena Al-Saigh, Rheinische Post)

pressestimmen

Elisa und die Schwäne trifft genau den poetischen Ton von H. C. Andersen. Der letzte Beitrag im WESTWIND-Wettbewerb begeistert. Der eigentliche Schatz dieser kleinen Kostbarkeit ist die große Spielfreude und Vielseitigkeit von Elisa Reining und Roman Mucha, die genau den richtigen Ton zwischen Verspieltheit, Humor und großer Märchenerzählung treffen.
(Ralph Wilms, WAZ)

pressestimmen

Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

VON FRIEDRICH SCHILLER

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Lena Entezami 
Matthias Heße 
Roman Mucha 
Elisa Reining 
Frank Wickermann

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Kathi Maurer
Dramaturgie: Philipp Scholtysik

Premiere: 16.02.2019, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Die Geschichte der sechszehnjährigen Musikertochter Luise Miller, die das tödliche Opfer einer Hofintrige wird, hat seit 243 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren. Nicht zuletzt liegt das an Schillers Sprachgewalt: Im hohen Stil, mal pathetisch exaltiert, mal derbe, werden die Figuren in einem Parforceritt durch die Abgründe des Absolutismus getrieben, der sich aus Unterdrückung, Ausbeutung, Korruption, Intrigen und skrupellosem Machtkalkül zusammensetzt. Denn auch wenn Luises Vater Miller der Hofgesellschaft mit religiösen und moralischen Argumenten entgegentritt, ist sein bürgerliches Ideal von Familie selbst zutiefst fundamentalistisch.

Und dann noch das Ding mit der Liebe! Das „Herz“ als Zentrum von Gefühl und Empfindung ist dem Stück allein 270 Mal leitmotivisch eingeschrieben. Die Idee der romantischen Liebe erhebt Schiller zum ideologischen Kampfbegriff gegen gesellschaftliche und religiöse Zwänge. Doch sie stiftet kein Glück, sondern dient nur als weitere Projektionsfläche für asymmetrische Beziehungen. Heute trägt die moderne Rationalisierung der Leidenschaft und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche nicht unbedingt zu einer Renaissance des romantischen Liebesmodells bei. Vielleicht eröffnet die zeitliche Distanz aber auch einen neuen Blick auf die Liebe als „soziale Grundlage des Selbst“ (Eva Illouz), ohne dass es am Ende das obligatorische Frauenopfer geben muss.

kabale und liebe

Es macht Freude, mitzuerleben, wie sich das kleine Ensemble immer wieder mit Elan die großen Stücke erarbeitet, dieses Mal in prächtigen, nach historischem Vorbild gefertigten Kostümen von Kathi Maurer. Was ist Luise denn nun? Oper, Selbstmörderin, oder doch selbstbestimmte Täterin? Nur soviel: Dieses Drama endet im Moerser Schloss mit Humor.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

Am Schluss sind so ziemlich alle ganz schön tot, nur Luise Miller (Lena Entezami) und Lady Milford (Elisa Reining) machen sich Hand in Hand auf den Weg in ein neues Leben. In diesem Moment geht das vom Publikum nicht mehr zu unterdrückende Losprusten, das in den vergangenen 10, 15 Minuten das Schlosstheater erfüllt hat, in dröhnenden Beifall über. Intendant Ulrich Greb hat Schillers Drama eingerichtet und dabei virtuos eine Volte geschlagen vom Trauerspiel zur absurden Komödie. Die knapp dreistündige Inszenierung ist ein überwältigendes Theaterereignis.
(Wolfgang Platzeck, WAZ)

pressestimmen

Die grandiose Inszenierung nimmt Fahrt auf, die Liebe eher nicht. Die Schillersche Tragik rutscht genial ins Amüsante, bei dem das entstehende Fragenbombardement lange nachhallt. Einfach nur köstlich dieser Abend.
(Peter Ortmann, Trailer)

pressestimmen

Illuminatics. Ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen

Illuminatics. Ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen

VON MATTHIAS HESSE

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Lena Entezami 
Roman Mucha 
Elisa Reining

Text & Regie: Matthias Heße
Bühne & Kostüme: Stefanie Dellmann
Dramaturgie: Larissa Bischoff | Philipp Scholtysik

 

Premiere: 12. April 2019, Kapelle

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Sind wir wirklich auf dem Mond gelandet? War 9/11 ein Insidejob? Ist HIV eine Züchtung aus den Geheimlabors der CIA? Und wer – oder was – sind die Leute da drüben? Sind es Chemtrail-Piloten? Freimaurer? Die Pharma- lobby? Reptiloide? Und wenn es doch nur eine harmlose Reisegruppe ist, warum tragen sie dann Hüte aus Alu- folie? Und warum sehen sie alle aus wie Du? 
Zwischen Esoterik und Erleuchtung, Pseudowissenschaft und Verschwörungstheorie, Paranoia, künstlicher Intelligenz und menschlicher Schwäche gehen eine herrlich dysfunktionale Kleinstfamilie und ihr Supercomputer FUCKUP ans Eingemachte. Ob Echsenmenschen, Satanisten oder eine ominöse Finanzelite – wer beherrscht in Wahrheit die Welt? Und vor allem: Warum? Sehr frei nach Motiven des Kultromans „Illuminatus!“ von Robert Shea und Robert Anton Wilson und weiteren Quellen legt das Schlosstheater eine Sonde ins Herz der großen Weltverschwörung, um inmitten von SciFi-Trash, bizarrer Komik und zerstörerischer Schönheit dem Leviathan zu begegnen. Oder ist es doch nur ein sprechender Delphin?

Matthias Heße ist seit 2009 Schauspieler am STM. Nach „Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte“, „Fabelhafte Familie Baader“ und der Lesereihe “Eine Geschichte der Welt in 10 ½ Kapiteln“ arbeitet er jetzt erneut als Regisseur.

 

Illuminatics. Ein Mindfuck-Workout in 23 Stufen

Was das Schlosstheater Moers mit Illuminatics in der kleinen Offtheater-Location in einer ehemaligen Kapelle zeigt, hat eine größere Bühne verdient. (…) Matthias Heßes Illuminatics ist schrill und ungemein komisch inszeniert. Er schafft es bei allem Aberwitz, auch dank der überzeugenden Videotechnik seines Teams, das zeitgenössische Phänomen von Verschwörungstheoretikern im World Wide Web surreal und facettenreich auf die Bühne zu bringen. 
(Christoph Ohrem, WDR Scala)

pressestimmen

In der distanzlosen Enge geht es in Heßes Inszenierung ans Eingemachte und allzu Menschliche: Unzufriedenheit, Enttäuschungen, unerfüllte Erwartungen dringen an die Oberfläche. Die Premiere stieß beim Publikum auf positive Resonanz.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

Es ist mehr so ein geistiger Trip (700 µg) durch unbekannte Testamente von Aleister Crowley, angereichert mit etwas Leviathan-Mythologie aus Babylon und den letzten Worten Howards, dem sprechenden Tümmler aus Atlantis – kurzum ein monster-grandioser Abend.
(Trailer)

pressestimmen

Es gab anhaltenden Beifall für ein Stück, das genauso Häppchen hinwirft, wie es in Zeiten von Smartphone und Computer üblich ist, aber dabei wesentlich witziger ist.
(Karen Kliem, NRZ)

pressestimmen

Abgekapselt vom Rest der Welt wird die zum Theater umgebaute Friedhofskapelle, eine eher ungewöhnliche Spielstätte, zu einer eigenen Realität mit anderen Regeln und Bedingungen. Es wird gekonnt mit verschiedenen Ebenen im Bühnenbild und Zuschauerraum gespielt sowie die Grenzen zwischen ihnen überwunden. Und mal ebenso wird der Umgang der gegenwärtigen Gesellschaft mit Medien parodiert.
(Maike Grabow, Junge Bühne)

pressestimmen

Eine satirische Reise in Theorien, die nun wirklich so absurd sind, dass man denkt, man kann sie gar nicht ernst nehmen, aber es gibt eben so viele Leute, die tun das. Die Kapelle ist einfach großartig dafür, die ist eng und die Schauspielerinnen und Schauspieler können wirklich um einen herum agieren. Lena Entezami zum Beispiel hängt sich an ein Trapez, ist auch artistisch gut drauf. Patrick Dollas ist derjenige, der versucht, das Publikum mit hineinzuziehen in den Wahnsinn. Die enge Spielstätte sorgt schon für ein besonderes Erlebnis. Zu den vier aufdrehenden Schauspieler*innen Elisa Reining, Patrick Dollas, Roman Mucha und Lena Entezami gibt es auch noch einen niedlichen kleinen Computer. Ein spielerisch überaus starker und unterhaltender Abend mit einem wiedermal unglaublich schäumenden und spielwütigen Ensemble.
(Stefan Keim, WDR Mosaik)

pressestimmen

mehr ...

Ein besonderer Schwerpunkt lag auch in dieser Spielzeit in der Kooperation mit der Universität Duisburg/Essen unter der Leitung von Gaby Herchert und dem SiegfriedMuseum Xanten, bei der unter dem Titel „uns ist in alten maeren wunders vil geseit“ die Auseinandersetzung mit dem Nibelungenlied untersucht wurde. Im Rahmen einer fünfteiligen RING-Vorlesung referierten Literaturwissenschaftler*innen aus ganz Deutschland über spezifische Forschungsfragen rund um den Nibelungen-Mythos und seine zahlreichen Bearbeitungen. 

mehr ...

Neu in der Spielzeit war die Diskussions-Reihe „rellertand – Politik trifft Theater“. Zu Gast waren u.a. der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, Felix Klein, im Gespräch mit dem Duisburger Theaterpädagogen und Streetworker Burak Yilmaz sowie der Staatswissenschaftler und Ökonom Dirk Ehnts.

mehr ...

Die neue feministische Lesereihe „Ich bin ja eher so der salzige Typ“ in der Konzeption von Larissa Bischoff und Lena Entezami verhandelte in fünf Teilen jeweils ein anderes Thema mit einer rasanten Textcollage und musikalischen Einlagen im Pulverhaus unter Mitwirkung des Ensembles. In der kommenden Spielzeit werden alle fünf Teile in einer langen Lesenacht am Stück gezeigt. 

mehr ...

In der Reihe „Hörsturz“ in der „Röhre“ hat das Ensemble wieder mit eigenen Programmen und szenischen Tresenlesungen das Publikum begeistert. 

Zum dreizehnten Mal wurde die „Große Tafel“ gemeinsam mit der Moerser Tafel e.V. veranstaltet.

Zudem war das STM erneut bei der ruhrgebietsweiten Extraschicht am Schacht IV zu erleben, die diesmal stattfand unter dem Motto „Bergbau zum Anfassen vs. Energy:Future“.

mehr ...

Zum Tod von Holger Runge 

Im November 2018 ist unser leitender Theaterpädagoge Holger Runge plötzlich gestorben. Für das Schlosstheater und besonders das Junge STM war das ein schwerer Schlag, es wäre falsch zu sagen, das Theater hätte sich davon bereits erholt. 

Seit der Spielzeit 2006/2007 hat Holger Runge das Junge STM aufgebaut und zu einem profilbildenden und tragenden Pfeiler des Schlosstheater Moers entwickelt. Zunächst allein, ab 2011 gemeinsam mit eine*r Kolleg*in, arbeitete er als Regisseur, Festivalleiter, Theaterpädagoge und Netzwerker, der mit seinem feinen Gespür für gesellschaftliche Strömungen und Verwerfungen in seinen Projekten Kinder und Jugendliche bevorzugt an aktuelle Themen und Theatertexte heranführte. Seit 2007 war er auch künstlerischer Leiter des Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Penguin’s Days“. Darüber hinaus entwickelte er immer wieder neue theatrale Formate, die interkulturell und generationenübergreifend die gruppenbildenden und integrativen Energien des Theaters erleben ließen. Dazu gehörte der „Club für angewandte Irritationen“ ebenso wie die seit 2011 jährlich stattfindenden Inszenierungen mit Auszubildenden der Sparkasse am Niederrhein und seine impulsgebende theaterpädagogische Arbeit in den zahlreichen Literaturkursen der zehn kooperierenden Schulen sowie die Mitgestaltung des „Moerser Jugendkongresses zur Überwindung von Rechtsextremismus und zur Förderung der Demokratie“. 

Für viele Jugendliche in Moers und der Region war Holger ein langjähriger Begleiter und Ansprechpartner, der ihnen nicht nur die Möglichkeit gab, Theater aktiv kennen zu lernen, sondern auch ein Gegenüber war, das sie ernst nahm und in ihrem Erwachsenwerden begleitete. 

 

Holger Runge