Seiten Banner bitte auswahlen

Spielzeit 12/13

Unter dem Motto „Zwei Grad Plus“ steht die Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels und unserer Verantwortung für die Veränderungen der Natur im Zentrum der Spielzeit 2012/13. Seit Jahren wird eine unkalkulierbare Eigendynamik des Weltklimas prognostiziert, wenn es nicht gelingt, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Dazu müssten bis 2050 mindestens 80 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Die reale Situation sieht anders aus: 2010 war das Jahr mit den weltweit größten je gemessenen Kohlendioxid-Emissionen. 

In unseren Inszenierungen versuchen wir, die oft abstrakten und zeitlich schwer fassbaren Dimensionen des Themas sinnlich erfahrbar zu machen. Darüber hinaus werden wir durch Vorträge, Diskussionen und in Zusammenarbeit mit regionalen Initiativen das Themenfeld erweitern und Möglichkeiten des persönlichen Engagements vorstellen. Eher dramatische Stoffe von Henrik Ibsen, Gaétan Soucy, Elfriede Jelinek und Händl Klaus kreisen rund um mittelbar und unmittelbar umweltbedingte Katastrophen. Mit den Projekten „Robinson und Freitag“, „Futur II“, einem sarkastischen Recherche-Spiel mit dem Klima-Ernstfall, „I would prefer not to“ und der Zukunftswerkstatt des Jungen STM „TOPIA“ versuchen wir Impulse zu geben, wie ein verantwortliches Zusammenleben mit der Natur aussehen könnte.

Die Spielzeit steht im Zeichen akuter gesellschaftlicher Zukunftsfragen, dabei ist unsicher, wie viel Zukunft das Schlosstheater Moers selbst noch hat. Die Stadt sieht sich auf Grund der prekären Finanzsituation erneut gezwungen, ihre „freiwilligen“ Leistungen – und damit auch das Theater – in Frage zu stellen. Eine im Juni veröffentlichte „Streichliste" sah eine Schließung des Theaters ab 2015 vor. 

In dieser schwierigen Situation schlossen sich zehn Moerser Kulturvereine – darunter die Freunde des Schlosstheaters Moers e.V. – zur Initiative "Kulturstadt Moers" (www.kulturstadt-moers.de) zusammen und protestierten gegen die Einschnitte in die gewachsene Stadtkultur. Rund um die Debatte um den HSP und die Aufnahme der Stadt Moers in den Stärkungspakt des Landes initiierte das STM zum Auftakt der Spielzeit 2012/2013 verschiedene Veranstaltungen: Die Podiumsdiskussion „Stärkungspakt trifft Stadtkultur – Wirkungen und Nebenwirkungen eines Rettungsversuchs“ mit der Regierungspräsidentin Anne Lütkes wurde von WDR 3 als kulturpolitisches Forum gesendet. Aus dem Theaterfest wurde gemeinsam mit der Deutschen Oper am Rhein in Duisburg der NRW-Theatertag. Im Betriebshof des STM war ein 6-stündiges Bühnenprogramm zu erleben mit Künstler*innen, die ihre Wurzeln in Moers haben, Gästen von zwölf NRW-Theatern und einem Solidaritätskonzert der bekannten Dortmunder Bigband THE DORF. 
In intensiven Verhandlungen konnte eine Mehrheit der Politikerinnen und Politiker davon überzeugt werden, dass weitere, über die 2010 im Haushaltssicherungskonzept (HSK) beschlossenen Sparmaßnahmen hinaus, unweigerlich die Schließung des Theaters zur Folge haben. Da dies mehrheitlich nicht gewollt war, ist der Fortbestand des Schlosstheaters bis auf Weiteres gesichert. 

ein volksfeind | Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte | Robinson und Freitag | Kein Licht. Prometheus | Futur II (UA) | mehr ... |
Spielzeitheft Download

ein volksfeind

ein volksfeind

VON HENRIK IBSEN

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Ferhat Keskin 
Marieke Kregel 
Katja Stockhausen 
Frank Wickermann 
und dem STM-Bürgerchor

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Elisabeth Weiß
Dramaturgie: Nicole Nikutowski

 

Premiere: 13.09.2012, Altes Neues Rathaus

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Ein Umweltskandal, ein Bruderkonflikt, die fatale Verflechtung politischer und ökonomischer Interessen: Industriell verseuchtes Wasser bedroht die wichtigste Einnahmequelle einer aufstrebenden Kleinstadt, in der mit dem erfolgreich eröffneten Kurbad die Haushaltskrise endlich überwunden schien. Im Zentrum der Auseinandersetzungen stehen zwei Brüder, die zwischen politischem Engagement und Eigeninteressen in einen Machtkampf geraten. Die Instrumentalisierung durch Lobbyisten und zwielichtige Medienvertreter treibt das politische Ringen in eine Eigendynamik, die die Tragfähigkeit des demokratischen Systems fragwürdig erscheinen lässt.

Die von Ibsen entblößten Mechanismen der Macht haben auch 130 Jahre nach der Uraufführung in Oslo nichts an Aktualität verloren. Ulrich Greb nutzt für die Politgroteske die leerstehenden Räumlichkeiten des Alten Neuen Rathauses und lädt die Zuschauer zu einer Reise an den Ort der demokratischen Meinungsbildung ein.

ein volksfeind

Der Arzt Thomas Stockmann deckt in einer aufstrebenden Kleinstadt einen Umweltskandal auf. Bürgermeister, Zeitungschef, Firmen- und Hausbesitzer wollen den lieber verschweigen und verharmlosen, um den Wohlstand der Kommune nicht zu gefährden. Dabei hilft ihnen die Mobilisierung der „kompakten Mehrheit“. Die buht den Doktor als „Volksfeind“ aus. Ulrich Greb, Intendant des Schlosstheaters, aktualisiert Ibsens 130 Jahre altes Stück gegen Bürokratie und Kapitalismus. Spielort ist, passend zum Stoff, ein neben dem Moerser Schloss gelegenes ehemaliges Amtsgebäude, das neue alte Rathaus. Vier Räume des ehemaligen Moerser Rathauses sind stilvoll zum Heilbad umdekoriert. Darin bieten das hochpräsente Ensemble und ein fünfköpfiger Laien-Sprechchor eine Politsatire mit Spannkraft, Verve und grotesker Komik.
(Martin Burkert, WDR 5)

pressestimmen

Ulrich Greb, hat die Stadt Moers am Niederrhein seit dem 13. September in Bad Moers umgetauft. Das seit dem Frühjahr leerstehende alte Rathaus in direkter Nähe zum Theater ist die passende Kulisse für den Ibsen-Klassiker Ein Volksfeind, den Greb in wunderbaren zwei Stunden als grelle Polit-Groteske inszeniert. Ganz ganz langer Schlussapplaus für eine tolle Inszenierung, ein absolut spielbegeistertes Ensemble und eine außergewöhnliche Spielstätte, die für den Volksfeind wie geschaffen ist. Ähnlichkeiten mit dem realen Moers, das finanziell in großen Schwierigkeiten steckt und immer mal wieder den Bestand des Schlosstheaters in Frage stellt, drängen sich auf. 
(Andreas Rehnolt, theaterpur.net)

pressestimmen

Das Moerser Schlosstheater hält der Grafenstadt auf dem Höhepunkt der kommunalen Finanzkrise den Spiegel vor: Im stillgelegten Rathaus an der Meerstraße entfaltet Intendant Ulrich Greb eine Politgroteske, deren Parallelen zur aktuellen Lage in Moers für jede Menge Reibung sorgt. Das Publikum wird von Akt zu Akt durch das stillgelegte Gebäude mit seinen langen Gängen und verschlossenen Bürotüren geführt. Zum Showdown geht es in den großen Ratssaal. Eingangsfoyer und die frühere Kantine sind in maritimes Licht gehüllt. Es plätschert ein Quellbrunnen: Willkommen im Heilbad Moers. 
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

Willkommen in Bad Moers! Mit Henrik Ibsens „Volksfeind“ zeigt sich der Intendant einmal mehr als Mann für ungewöhnliche Spielorte. Denn er zieht mit dem Stück um Demokratie und Aufrichtigkeit – und dem Publikum – durch das leerstehende alte Neue Rathaus. Obwohl die Lage dramatisch ist – Ein Drama zeigt Greb nicht. Es ist eine krachende Groteske. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Schließlich ist die reale Stadt Moers pleite. So flicht Greb kleine lokale – und auch böse – Spitzen in seinen „Volksfeind“. Mit diesem komödiantischen „Volksfeind“, bei dem sich die Akteure auch schon mal slapstickhaft in Klapp-Liegestühlen verheddern dürfen und übergroße Hände wie Comicfiguren haben (ob der großen Aufgaben), kommt Greb seinem Ensemble und dessen kraftvoller Spielfreude entgegen. Matthias Heße überdreht dennoch den aalglatten Bürgermeister nicht, sondern führt ihn nur an die Grenze der Bauernschläue. Patrick Dollas lotet den Badearzt Thomas Stockmann zwischen rechtschaffenem Gewissen und egoistischem Wahnsinn genau aus. Und Frank Wickermann macht aus Hovstad, dem Redakteur des Volksboten, den Mann fürs Grobe. Langer, begeisterter Beifall.
(Karen Kliem, WAZ)            

pressestimmen

Das Bad, das der Kurarzt Dr. Tomas Stockmann und sein älterer Bruder, der Bürgermeister Peter Stockmann, in ihrer kleinen Heimatgemeinde ins Leben gerufen haben, ist ein Haifischbecken. Das war es schon 1883, als Henrik Ibsens hellsichtige Politgroteske uraufgeführt wurde, und daran hat sich nichts geändert. Schon Ibsen schreckte in seiner Abrechnung mit zynischen Geschäftemachern wie mit verbohrten Idealisten nicht gerade vor plakativen Symbolen, grotesken Wendungen und holzschnittartigen Charakterisierungen zurück. Diese Mittel greift Ulrich Greb in seiner Inszenierung auf und geht dabei noch einen Schritt weiter als der Norweger. Etwas absurd und ziemlich surreal ist auch der Spielort für diese Amok laufende Politposse um einen elitären Weltverbesserer und kleinmütige Karrieristen. Das Alte Neue Rathaus steht seit Monaten leer und erweist sich als perfekte Kulisse für das „Bad Moers“. Die frühere Kantine, in der nun ein Springbrunnen das verseuchte Heilwasser sprudeln lässt, der Ratssaal, in dem die dunklen Stellen auf dem Teppich an frühere Tage erinnern, und die leeren Korridore der Provinzmacht, durch die das Publikum mit den Schauspielern streift, sie alle verströmen bedrückende Atmosphäre. Die vom Verfall gezeichneten Räumlichkeiten einer anonym gewordenen Autorität beschwören eine beinahe kafkaeske Welt herauf und eröffnen Grebs Groteske eine zweite, melancholische Dimension.
(kulturkenner.de)

pressestimmen

Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte

Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte

VON GAÉTAN SOUCY 
DEUTSCH VON NATALIE FREUND-GIESBERT 

Team

Mit: 
Marieke Kregel

Inszenierung & Textfassung: Matthias Heße
Dramaturgie: Felix Mannheim

 

Premiere: 02.11.2012, Pulverhaus

 

 

Fotos: Volker Beushausen

Am Todestag ihres Vaters formuliert ein hochschwangeres Mädchen als „Schriftführer des Tages“ ihre Sicht der Welt. Sie hält sich für einen Jungen und lebt mit dem Vater und dem Bruder in einer Baracke neben dem halb niedergebrannten Herrenhaus der Familie mit der langsam verfaulenden Bibliothek. Hier hat sie sich alleine und ohne Rückbindung an die Realität einen Eindruck von der Welt verschafft. Die Erzählerin durchquert erstmals den Wald, der diese umgedeutete Welt umfängt. Sie platzt mit einem blinden Pferd an Ihrer Seite in eine dörfliche Trauergesellschaft, um eine „Totenkiste“ für den Verstorbenen zu kaufen. Dabei steht ihr Mund vor derben Flüchen, barocken Sentenzen und verdrehter Philosophie niemals still und sie erscheint den einen als Kaspar Hauser, den anderen als edle Wilde. Die Veränderungen ihres Körpers ignoriert die Schwangere bis zur Unausweichlichkeit. Ihre Bekenntnisse sind die Schreckensvision einer Kindheit, geprägt von Isolation und weltanschaulichem Fanatismus. Die Dorfbewohner brechen zu dem Herrenhaus auf, wo eine Familie von Zivilisationsverweigerern leben soll, die ...

das mädchen, das die streichhölzer zu sehr liebte

... durch Bodenschätze zu unfassbarem Reichtum gelangt ist. Mit einer unberechenbaren Sprache nähert sich die Erzählerin der Wahrheit ihrer eigenen rätselhaften Identität.

Der Frankokanadier Gaétan Soucy entblättert mit tiefschwarzem Witz eine groteske Familientragödie um Tod, Schuldabwehr und die grausame Gründungserzählung der anachronistischen Gemeinschaft. Die unsentimentalen Augen seiner Ich-Erzählerin betrachten die moderne Welt im Zerrspiegel der Natur- und Menschheitsideale der Romantik. Schauspieler Matthias Heße entwickelte für seine erste Inszenierung im Schlosstheater Moers eine eigene Bühnenfassung. 

das mädchen, das die streichhölzer zu sehr liebte

Marieke Kregel spielt auf der stimmlichen Klaviatur. Sie schreit, faucht, gackert, meckert und flucht. Sie ist die „edle Wilde“, eine Art Kasper Hauser mit roten Haaren, der sich durch eine modrige und schimmelnde Bibliothek gelesen und so eine eigene, geradezu befremdende Sprache entwickelt hat, anziehend und abstoßend zugleich. Die zierliche Schauspielerin spielt „Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte“ in der intimen Atmosphäre des Pulverhäuschens am Schloss mit einer ungeheuren Präsenz. Das ist ganz direktes Theater. Matthias Heße, der am Moerser Schlosstheater als Schauspieler engagiert ist, hat für diese neue Inszenierung die Seiten gewechselt: Er hat den Erfolgsroman des Autors Gaetan Soucy als Monolog bearbeitet und inszeniert das Stück als eine groteske Familientragödie um Gewalt, Gefühllosigkeit, religiösen Wahn, Inzest und eine rätselhafte Identität. Das Pulverhäuschen als Spielort ist wie geschaffen für die Inszenierung, die die historische Bedeutung des Gebäudes aufgreift: Es wird vor dem schmiedeeisernen Kamin gezündelt, geraucht, geschossen und Schwarzpulver angerührt.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

Innensicht einer heillos verirrten Seele und packender Theaterabend zugleich: Matthias Heßes Regiedebüt, „Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte“ am Schlosstheater Moers, wurde mit prasselndem Beifall gefeiert. Dieses Mädchen ist, noch im schlimmsten Furor, vergewaltigte Unschuld, die eigene Schwangerschaft bis zum Schluss verdrängend und lieber mit dem toten Fuchs redend als auf die eigene, innere Stimme hörend. Im Ballerinarock und im Kapuzenpulli, mit rotem Haar und Allonge-Perücke: Marieke Kregel meistert dieses Charakterkatastrophen-Solo voller Anmut und Würde, ohne jede Denunziation jenes Mädchens, das nicht nur die Streichhölzer, sondern auch sein Unheil zu sehr liebte. Was da in rundum geglückten 80 Minuten aufs Publikum einprasselt, ist das Regie-Debüt des Schlosstheater-Schauspielers Matthias Heße: eine Fingerübung, gewiss, aber stimmig bis in die tiefen Falten dieser unglücklichen Mädchen-Seele.
(Jens Dirksen, NRZ)

pressestimmen

Robinson und Freitag

Team

Mit: 
Katja Stockhausen 
Frank Wickermann

Inszenierung: Julius Jensen
Ausstattung: Christoph Rasche
Dramaturgie: Nicole Nikutowski
Theaterpädagogik: Anne Tenhaef | Holger Runge

 

Premiere: 15.11.2012, Theaterhalle am Solimare

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Bezaubernd und poetisch. Julius Jensen erzählt die Geschichte von Robinson und Freitag kindgerecht und spielerisch – mit vielen Bildern, mit Musik und gruseligen Geräuschen. Die Kinder fiebern mit, wenn Robinson und Freitag im Spiel so tun, als würden sie aufs Meer hinaussegeln und in einen Sturm geraten. Gleichzeitig streift der Regisseur jedoch existenzielle Fragen: Er behandelt Fragen zu Ökologie und Umwelt, und wie man mit den Ressourcen der Erde umgeht – vor allem aber geht es um das große Thema Freundschaft.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

Kein Licht. Prometheus

Kein Licht. Prometheus

VON ELFRIEDE JELINEK / AISCHYLOS

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Marieke Kregel 
Katja Stockhausen 
Frank Wickermann 

Inszenierung & Bühne: Philipp Preuss
Kostüme: Ramallah Aubrecht
Dramaturgie: Justus Wenke

Premiere: 24. Januar 2013, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Elfriede Jelineks Abrechnung mit unserem bedingungslosen Glauben an die Beherrschbarkeit der Technik entstand unmittelbar unter dem Eindruck der Havarie des Atomkraftwerks Fukushima. Eine Anlage ist plötzlich außer Betrieb. Ohrenbetäubende Stille erfüllt die Luft. Sehen und Hören sind verlorengegangen. Eine gewaltige Flutwelle hat alles mit sich fortgerissen. Die Musiker hören nicht mehr die Töne ihres Spiels und spielen doch weiter. Furchtbares nähert sich unaufhörlich und verbirgt sich gleichzeitig. Was der Mensch erschuf, hat sich gegen ihn gewandt, das Licht strahlt aus den Knochen seines Körpers. Elfriede Jelineks Geisterszenario schafft einen Resonanzraum für die Schreie der totgeschwiegenen Opfer. Die Katastrophe legt offen, dass der Mensch die Dimension der von ihm ausgelösten Prozesse kaum fassen kann.

Philipp Preuss stellt „Kein Licht.“ eine freie Bearbeitung von Aischylos‘ „Prometheus“ gegenüber. Die Eroberung des Feuers war der Beginn der ewigen Sucht des Menschen, selbst Schöpfer zu werden, Technik und Wissen sich anzueignen, um die Natur seiner Kultur zu unterwerfen. Prometheus muss für seine Hybris ewige Qualen erleiden. 

kein licht. prometheus

Die Inszenierung wurde zum NRW-Theatertreffen 2013 nach Bielefeld eingeladen.

kein licht. prometheus

Unsere prometheische Verstrickung kennt weder Anfang noch Ende, und so sehr wir auch von einem Ereignis wie Fukushima schockiert sein mögen, wir hören doch genauso wenig auf, den Strom aus unseren Steckdosen zu nehmen, wie der mythische Geier sich davon abbringen lässt, von der nachwachsenden Leber des im Kaukasus angeketteten Prometheus zu fressen. Es ist ein bemerkenswerter dramaturgischer Schachzug der Moerser Inszenierung, dass sie dieses Moment des ‚Prometheus’-Mythos mobilisiert.
(Sebastian Kirsch, Theater der Zeit)

pressestimmen

Besser hätte man das Thema des Doppelabends, das Scheitern des Menschen mit seinem Versuch, mittels Technik die Natur zu beherrschen, nicht inszenieren können.
(Guido Rademachers, nachtkritik.de)

pressestimmen

Der Schluss hat es in sich. Eigentlich nur ein Ballon, der aufgepumpt wird. Symbol scheinbar unbegrenzten Wachstums und Fortschritts. Doch in dem quälenden Bangen und Hoffen – Platzt er? Hält er? – spiegelt sich spürbar die ganze Misere der Expansionslust. Nach der Katastrophe ist vor der Katastrophe. Gestern, heute und in aller kosmisch-irdischen Ewigkeit.
(Vasco Boenisch, Süddeutsche Zeitung)

pressestimmen

Futur II (UA)

Futur II (UA)

Team

Mit: 
Patrick Dollas 
Matthias Heße 
Marieke Kregel 
Katja Stockhausen 
Frank Wickermann 

Inszenierung: Ulrich Greb
Bühne: Birgit Angele
Kostüme: Elisabeth Strauß
Dramaturgie: Justus Wenke

 

Premiere: 14.03.2013, Schloss

 

 

Fotos: Jakob Studnar

Wer oder was steckt hinter der globalen Erwärmung? Müssen wir zukünftig mit Extremwetter leben? Bringt der Klimawandel den Wasserhaushalt unseres Planeten durcheinander? Ist der Anstieg von CO2-Emissionen dafür verantwortlich? Kann das Ansteigen der Temperaturen auf zwei Grad begrenzt werden oder ist die Klimarahmenkonvention nur Schwindel, Panikmache und ein großes Geschäft?
In ihrer Talkshow zu Umweltfragen führt Moderatorin Dorothée Vogel Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft mit Umweltaktivisten zusammen: Für den Meteorologen Jörg Dühne ist eine menschengemachte Erderwärmung nicht nachweisbar. Der Unternehmer Harald Bachmann verspricht Einblicke in die Aktivitäten der „Drahtzieher“ der Erderwärmungstheorie und entlarvt die angebliche Klimakatastrophe als gigantisches Geschäftsmodell. Für Schauspielerin Ilka Alda ist das Element Wasser Inbegriff des Lebens. Umweltaktivist Carlos, bekannt für ...

Futur II

... spektakuläre Aktionen, richtet seine Fundamentalkritik gegen die gesamte menschliche Zivilisation mit ihrer rücksichtlosen Ausbeutung der Natur. 

Was mit dem Austausch scheinbar banaler Thesen beginnt, wird bald unerwartet bedrohlich. Nach und nach laufen 30 Kubikmeter Wasser in den Raum. Dorothée Vogel, ihre Gäste und das Publikum verlieren zunehmend die Kontrolle über die Ereignisse. Das Wasser wird zum Indikator für eine immer fragiler werdende Natur.

Die Stückentwicklung „Futur II“ untersucht ausgehend von Zitaten von Meteorologen, Naturwissenschaftlern, Umweltschützern, Klimawandelkritikern und literarischen Texte in farcenhafter Überzeichnung die Frage, wie viel Katastrophe es braucht, damit sich der Mensch wieder als Teil der Natur begreift. 

Futur II

Im Schlosstheater trifft sich eine illustre Expertenrunde, um das Thema Klimawandel zu diskutieren. Experten aus Wirtschaft und Wirtschaft, Umweltschützern und Aktivisten tragen Zitate vor, die der Regisseur in aufwendiger Recherche zusammengetragen hat – Aussagen von Meteorologen, Naturwissenschaftlern, aber auch Umweltschützern. Der Regisseur muss nicht überzeichnen, so unglaublich sind manche der Thesen. Grebs Inszenierung geht weit über die Theorie hinaus. Experten, aber auch Zuschauer werden spielerisch von der Realität eingeholt. Seit 1961 steigt der Meeresspiegel um 1,8 Millimeter, seit 2009 um 3,5 Millimeter im Jahr – Im Schlosstheater geht das deutlich schneller: Erst tröpfelt es von der Decke, dann kommt es aus allen Ritzen, bis dann die Fluten strömen und der Wasserspiegel bedrohlich steigt: Die Zukunft ist vollendet, die Katastrophe eingetreten, und die Schauspieler waten durch das hüfthohe Wasser. – Die Zukunft müssen sich entscheiden: nasse Füße oder Flucht nach hinten.
(Anja Katzke, Rheinische Post)

pressestimmen

»Vogel’s Welt« könnte auf jedem deutschen Fernsehsender laufen. Schließlich funktioniert die Talkrunde der engagierten, aber kaum souveränen Moderatorin Dorothée Vogel (Katja Stockhausen) nach typischem Muster der TV-Debatten-Kultur. Diesmal hat sie vier Gäste, einen Meteorologen (Matthias Heße), eine Schauspielerin (Marieke Kregel), einen Umweltaktivisten (Frank Wickermann) und einen Manager (Patrick Dollas) eingeladen, um über die Erderwärmung zu diskutieren. Doch das Gespräch läuft aus der Bahn. Genüsslich überzeichnen Ulrich Greb und sein Ensemble in ihrer Stückentwicklung bekannte Talkshow-Mechanismen. Jeder spult seine üblichen Sprüche ab und spielt sich selbst in den Vordergrund. Daran ändert auch das Wasser nichts, das nach und nach Bühne und Zuschauerraum flutet. Während das Spiel einfach weitergeht, muss das Publikum eigene Entscheidungen treffen. Die sarkastische Abrechnung mit unserer Talk-Nation wird zur spielerischen Probe für den Klima-Ernstfall.»Vogel’s Welt« könnte auf jedem deutschen Fernsehsender laufen. Schließlich funktioniert die Talkrunde der engagierten, aber kaum souveränen Moderatorin Dorothée Vogel (Katja Stockhausen) nach typischem Muster der TV-Debatten-Kultur. Diesmal hat sie ...

pressestimmen

... vier Gäste, einen Meteorologen (Matthias Heße), eine Schauspielerin (Marieke Kregel), einen Umweltaktivisten (Frank Wickermann) und einen Manager (Patrick Dollas) eingeladen, um über die Erderwärmung zu diskutieren. Doch das Gespräch läuft aus der Bahn. Genüsslich überzeichnen Ulrich Greb und sein Ensemble in ihrer Stückentwicklung bekannte Talkshow-Mechanismen. Jeder spult seine üblichen Sprüche ab und spielt sich selbst in den Vordergrund. Daran ändert auch das Wasser nichts, das nach und nach Bühne und Zuschauerraum flutet. Während das Spiel einfach weitergeht, muss das Publikum eigene Entscheidungen treffen. Die sarkastische Abrechnung mit unserer Talk-Nation wird zur spielerischen Probe für den Klima-Ernstfall.
(K.WEST)

pressestimmen

mehr ...