HIER ENTSTEHT DAS SCHLOSSTHEATER MOERS
ARCHIV
Liebes Publikum, herzlich willkommen …
im Online-Archiv des Schlosstheater Moers der Spielzeiten 2003/04 – 2024/25 (Intendanz Greb).
Wann wurde das Theater geflutet? Warum stand eine sprechende Ratte im Park? Und was hat es mir dem Satanismusverdacht im Zillertal auf sich? Die Antworten auf Ihre Fragen finden Sie in unserem Online Archiv zur Intendanz von Ulrich Greb (2003/04-2024/25). Klicken Sie sich durch die Produktionen von 22 Jahren, suchen Sie diesen einen Schauspieler, dessen Name Ihnen bereits 2006 entfallen ist oder bestaunen Sie die Plakate aus 33 Jahren Penguin’s Days. Sie können erfahren, wie oft das Theater schon geschlossen werden sollte, wie engagierte Moerser Bürger*innen das verhinderten und wie das Theater immer wieder in die Stadt geholt wurde. Oder Sie erinnern sich an ein Bühnenbildelement, eine besondere Szene oder einen Theaterabend an einem ungewöhnlichen Ort oder Sie möchten einer anderen Erinnerung folgen? Dann geben Sie in der Suchmaske {ICON} Ihre Erinnerungssplitter als Schlagwort ein und lassen sich so durch 22 Jahre der Intendanz von Ulrich Greb führen.
Für die Unterstützung bei der Umsetzung dieses Archivs danken wir ganz herzlich: Sina Corsèl, Anna Dieren, Sandra Höhne, Emma Kaufmann, Kathrin Leneke und Victoria Wehrmann.
Gefördert von:



Sollten Sie Anmerkungen, Fragen, Korrekturen oder Ergänzungen zum Archiv haben, wenden Sie sich gerne an:
info@schlosstheater-moers-archiv2003-2024.de

Erinnerungen
Liebe Freundinnen und Freunde des STM, liebe zufällig Vorbeisurfende,
wir haben ein Onlinearchiv für die Spielzeiten 2003/04 bis 2024/25 für Sie zusammengestellt und fragen: Was hat begeistert, bewegt, verärgert, zum Lachen oder Weinen gebracht? Welche Begegnungen hinterlassen bleibende Eindrücke oder Spuren und bei wem? Wieviele der Themen und Fragestellungen sind heute noch oder wieder relevant? Die Welt von 2003 war eine andere als die heutige. Wir waren andere.
Viele Informationen, Fotos, Video- und Audioclips laden dazu ein, 22 Jahre Schlosstheater aus verschiedensten Blickwinkeln neu oder wieder zu erleben, einzutauchen, sich zu verlieren und möglicherweise in eigenen Erinnerungsräumen zu landen.
Durch die Arbeit mit großartigen Künstler*innen beflügelt, getragen durch ein hochmotiviertes Team und herausgefordert von einem neugierigen und anspruchsvollen Publikum: Es war mir eine Freude und Ehre im Schlosstheater Moers für Sie zu arbeiten.
Ihr Ulrich Greb
Hier ein paar persönliche Erinnerungssplitter beim Umherstreifen durch die Archivkammern:
Natürlich Der Drang (2004) in der ersten Spielzeit: Es war völlig offen, ob wir nach dieser kleinbürgerliche Radikalkomödie mit ihren ausufernden Sexprojektionen nicht direkt wieder aus der Stadt vertrieben werden. Das Gegenteil war der Fall. Die überrealistisch bespielbaren Körperwattons machten die drastischsten Szenen möglich und fanden ihre Weiterentwicklung im Diener zweier Herren (2024) und in Kafkas Der Bau (2025).
Futur II (2013): 30 Kubikmeter Wasser gegen den Klimawandel. Durch das in den Zuschauerraum steigende Wasser entstand neben der Bühnenhandlung ein zweites Stück von bewegender Hilfsbereitschaft bis zum Kampf um die letzten trockenen Stehplätze. Später kamen Event-Touristen in Badehosen, die sich auf die Überflutung freuten. Ein statisches Gutachten versicherte, dass durch die Verteilung der 30 Tonnen Gewicht das Schloss nicht einsturzgefährdet war.
Ich muss gucken, ob ich da bin (2005): Unglaublich, mit welcher Selbstverständlichkeit sieben demente Schauspieler*innen alle gängigen Vorurteile über Demenz über den Haufen spielten und das Theater als „Kunst des Augenblicks“ feierten. Natürlich akzeptierten sie auch keine vierte Wand und gingen schon mal in den Zuschauerraum, um mit dem Publikum zu tanzen.
Der Geizige (2011): Preisgekrönte „Regietheater“-Dekonstruktion und ein Schauspiel-Fest vom Feinsten. Ich weiß immer noch nicht, wann und wohin die 4.000 Euro verschwunden sind.
Kürzungsdebatten kosten Kraft und erzeugen Energie: Die Menschenkette von 1.000 Schülerinnen und Schülern zwischen Adolfinum und Schlosstheater. Der erfolgreiche Protest der Moerser Stadtgesellschaft auf dem Kastellplatz. Der Zusammenschluss von Kultureinrichtungen und -vereinen zur Kulturstadt Moers. Dazu gab es mit Der Kirschgarten (2010) das passende Stück. Unerträglich, wie in jeder Vorstellung ein Klavier mit einer Axt minutenlang zertrümmert wurde. Hier war zeichenhaft zu erleben, wie schnell gewachsene Strukturen zerstört werden können. Auf unsere Suchanfrage nach Klavieren erhielten wir übrigens mehr Angebote als gebraucht wurden, weil wir die alten Klaviere kostenlos abholten. Ebenfalls zum Thema: Ein Volksfeind (2012) als Parcours durch das Alte Neue Rathaus, dem ehemaligen Zentrum der politischen Meinungsbildung.
21 LOVESONGS (2021) war der verzweifelte Versuch, der Corona-Agonie mit einem Liederabend etwas entgegenzustemmen. Immer noch kaum zu fassen, wie wir diese Produktion mit 10 Kameras live abgemischt und online gestreamt haben. Das war ganz großes Kino.
Die Pest (2019) war eine immersive Versuchsanordnung in einem Quarantänezelt. Und dann kam die Pandemie. Wir hatten das passende Stück und durften es nicht spielen. Dann machten wir eine Filmfassung. Sechs Tage später starb Frank Wickermann.
Der Ring des Nibelungen (2018) als durchgeknallte Straßentheaterfassung von Wagners Opernzyklus war ein wilder Ritt durchs ein Einkaufszentrum, bei dem man nie wusste, wer gehört zum Stück und wer ist zufällig da. Das führte dazu, dass schon mal die Polizei auftauchte, um eine inszenierte Schlägerei zu schlichten. Und dazu, dass während einer Vorstellung ein Notebook den Besitzer wechselte. Aus dieser intensiven Begegnung mit dem Einkaufszentrum entsteht das dreijährige Projekt Das W – Zentrum für urbanes Zusammenleben.
Hotel Europa (2009): Orte speichern ihre Geschichte. Die Zeit als Abschiebehaftanstalt war im Moerser Hafthaus überall im Gebäude zu riechen und zu spüren. Die Menschen, die hier einsaßen, waren nur noch über Bilder und Schriften in den Zellen anwesend. Über diese Produktion haben wir zusammen mit dem Regisseur Ruzbeh Sadeghi einen Film gedreht, der gleichzeitig eine Dokumentation aller Zellen enthält.
Parade 24/7 (2020): Nachdem der Plan, an den 10. Jahrestag der Loveparade-Katastrophe mit einem Theaterstück zu erinnern, zunächst für mediale Empörung sorgte, entwickelte sich aus dem Dialog mit Angehörigen der Opfer und Betroffenen eine ganz besondere Inszenierung und das Gefühl einer ganz besonderen Verantwortung.
Bei Produktionsprozessen kann man sich schon mal in Sackgassen verirren. Entscheidend ist, wie es weitergeht. Was in George Orwells 1984 (2015) daraus wurde, ist ganz gut im Backstage-Film: Take Outs #01 dokumentiert. Seit 2018 hängt über der Tür in der Dramaturgie ein Pappschild mit einem Brecht-Zitat: „Umwälzungen finden in Sackgassen statt.“
Freunde des Schlosstheaters
Der Förderverein „Freunde des Schlosstheaters Moers e.V.“ wurde 1996 unter der Intendanz von Rupert Seidl auf eine Initiative von Dr. Jürgen Schmude hin gegründet. Der Verein sieht sich im Schnittpunkt von Stadtgesellschaft und Kulturschaffenden als Begleiter und Unterstützer des Schlosstheaters auch im kulturpolitischen Raum. Er setzt sich für das STM und für die Schaffung eines Netzwerks weiterer Fördervereine ein, damit Kultureinrichtungen und Kulturschaffende ihre Wirkung in der Kulturstadt Moers weiterhin bestmöglich entfalten können. Der*die jeweilige*n Intendant*innen und der*die Kulturdezernent*in sind „geborene“ Mitglieder im Vorstand der „Freunde“.
Zwischen den theaterinteressierten Mitgliedern und dem Team des Schlosstheaters Nähe zu schaffen, ist ein weiterer Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Besondere Veranstaltungen wie Kaminabende oder das mittlerweile traditionelle Team-Frühstück bieten Gelegenheiten, Ensemblemitglieder außerhalb der Theaterräume zu erleben und sie näher kennenzulernen. Die Mitwirkung bei groß angelegten Theaterprojekten ist eine Möglichkeit, die Arbeit des Schlosstheaters aus nächster Nähe zu verfolgen, hinter die Kulissen zu schauen und mit dem Team zu diskutieren. Bei jährlichen Events wie dem Schloss- und Theaterfest sind die „Freunde“ mit eigenen Ständen an der Seite des Theaters präsent, um über das Programm des STM zu informieren, mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen und neue Mitglieder zu werben.
Für neue Teammitglieder des STM verstehen sich die „Freunde“ als Ansprechpartner, die bei der ersten Orientierung in der Stadt Moers hilfreich zur Seite stehen. Viele Fragen lassen sich über Vereinsmitglieder klären, manche Suche findet ein schnelles Ende, weil das Netzwerk der „Freunde“ Abhilfe schaffen kann.
Darüber hinaus unterstützt der Verein das Theater nicht nur durch die Mitgliedsbeiträge, sondern auch mit weiteren Geld- und Sachspenden. Wenn für eine Produktion besondere Requisiten, Bühnenenelemente, Expert*innenrat oder auch einmal ein*e Choreograph*in benötigt werden, helfen die „Freunde“ bei der Suche und erweitern damit den künstlerischen Spielraum des Theaters.